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Endlich ankommen: Milena Moser wandert aus

28.02.2017, 14:12
Die „Hinter diesen blauen Bergen”-Autorin Milena Moser lebt zwar nicht in einem Indianerzelt, aber in einem ganz kleinen Häuschen in New Mexico. Foto: -
Die „Hinter diesen blauen Bergen”-Autorin Milena Moser lebt zwar nicht in einem Indianerzelt, aber in einem ganz kleinen Häuschen in New Mexico. Foto: - Verlag Nagel & Kimche

Berlin - Es ist angeblich nie zu spät für einen Neuanfang. Die Schweizer Schriftstellerin Milena Moser hat ihn gewagt - und darüber ein sehr persönliches Buch geschrieben. Wenige Tage vor ihrem 52. Geburtstag ist sie in die USA auswandert. Aus freien Stücken - und ganz allein.

Die Bestseller-Autorin wusste zu guten Teilen, was sie erwarten würde. Sie hatte eine zeitlang mit ihrer Familie in San Francisco, Kalifornien, gelebt und sich zu ihrem 50. Geburtstag einen mehrwöchigen Trip durch die Staaten geschenkt. Es wurde für sie eine Reise zu sich selbst. Darüber berichtete sie bereits in ihrem 2015 erschienenen Buch „Das Glück sieht immer anders aus”. Damals kündigte sie auch ihren Plan an, bald für immer nach Amerika ziehen zu wollen.

Sie hat es tatsächlich gemacht. Im Sommer 2015 verließ Milena Moser ihr Heimatland, um - ohne ein Rückflugticket in der Tasche - „Hinter diesen blauen Bergen”, so lautet ihr aktueller Buchtitel, ihren Traum zu verwirklichen, noch einmal durchzustarten. Sie lebt jetzt in einem winzigen Häuschen im amerikanischen Künstler- und Galerienstädtchen Santa Fe, New Mexico.

Alles Alte loslassen, um offen für die Gegenwart und die Zukunft zu sein. Das trauen sich nicht viele, an diesem Thema hat sich offenbar auch Moser lange abgearbeitet, bevor sie wieder aktive Regisseurin ihres Lebens werden konnte. Das Schreiben ist indes ihr Beruf und emotionales Ventil geblieben. Gerade einmal mit acht Umzugskartons brachte sie mit in den Wilden Westen, wie sie erzählt, von allem anderen hatte sie sich trennen müssen. Viel schlimmer aber der Abschied von ihren beiden (erwachsenen) Söhnen. Dafür fand sie neue Freunde, neue Einsichten und - auf den zweiten Blick - sogar eine neue große Liebe.

Sie beschreibt sich als verzweifelt, einsam, traurig und erschöpft, als sie ankam. Am Ende kann sie jedoch positive Bilanz ziehen: „Die schwere, kalte, dunkle Decke, die sich jahrelang jeden Morgen nach dem Aufwachen, nach einem Moment der Unbeschwertheit auf mich senkte, ist verschwunden. Ich bleibe unbeschwert.” Mehr Happy End geht nicht.

Hat die gelernte Buchhändlerin, die 1991 - wenn auch von manchen Kritikern als trivial verschmäht - mit dem Roman „Die Putzfraueninsel” groß herausgekommen ist, ihre Geschichte nun auserzählt? Vielleicht. Möglicherweise meldet sie sich aber auch in ein paar Jahren wieder und wir erfahren, ob und wie sich ihr Alltag in den Vereinigten Staaten mit Präsident Donald Trump an der Spitze verändert hat. Oder ob sie nicht doch in die Schweiz zurückgekehrt ist. Es bleibt uns nichts, als abzuwarten.

- Milena Moser: Hinter diesen blauen Bergen, Verlag Nagel & Kimche, 256 Seiten, 21 Euro, 978-3-3120-1017-2. (dpa)