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Ellen Burstyn wird 75 Ellen Burstyn wird 75: Mutterrollen brachten ihr die Filmpreise

Von Carla S. Reissman 06.12.2007, 07:50
Ellen Burstyn (Foto: dpa)
Ellen Burstyn (Foto: dpa) dpa

New York/dpa. - Ellen Burstyn wurde erst so richtig gut, als siedie 40 überschritten hatte. Es ist Ironie des Schicksals, dass sieihren bisher einzigen Oscar für eine Mutterrolle bekam: In MartinScorseses «Alice lebt hier nicht mehr» (1975) porträtierte sie ganznüchtern die Alleinerziehende Alice Hyatt, die nach dem plötzlichenTod ihres Mannes die Suche nach Lebensunterhalt und Lebensinhaltaufnehmen muss. Seitdem verkörpert sie immer wieder Mütter - aberimmer wieder ganz anders. In «Die göttlichen Geheimnisse derYa-Ya-Schwestern» (2002) gibt sie die Exzentrikerin, in demHorrorklassiker «Der Exorzist» (1974) die Verzweifelte und in dendüsteren Drama «Requiem for a Dream» (2000) die Verlassene. AmFreitag (7. Dezember) feiert Burstyn ihren 75. Geburtstag.

Burstyn wurde in der Auto-Metropole Detroit als Edna Rae Gilloolygeboren. Die Tochter katholisch-irischer Eltern schlug sich jahrelangals Verkäuferin, Kellnerin und Nachtclubtänzerin durch. Mehrfachgeschieden und ohne Schulabschluss arbeitet sie sich Ende der 50erJahre mit kleinen Rollen am Broadway und beim Fernsehen nach oben.Die Gagen steckte sie in eine Schauspiel-Ausbildung in Lee Strasbergslegendärem Actor's Studio. Nach dem Tod des Lehrers wurde sie 1982zusammen mit ihrem Kollegen Al Pacino zur Direktorin ernannt.Zahllose Nachwuchsschauspieler hat sie dort ausgebildet.

«Ich habe neulich was in der Zeitung gelesen über das 'GoldeneZeitalter' des Films in den 70er Jahren und ich dachte: Ehrlich? Ichhatte keine Ahnung. Jemand hätte uns das sagen sollen», scherzte sieeinmal in einem Interview. Dabei galt sie als das Gesicht der 70erJahre. Im gleichen Jahr, in dem sie ihren Oscar gewann, heimste sieauch gleichzeitig den prestigeträchtigen Tony für ihre Broadway-Rollein «Nächstes Jahr, selbe Zeit». Diese doppelte Auszeichnung hatte vorihr nur Audrey Hepburn bekommen.

Das Stück von Bernard Slate über ein Paar, dass mit anderenPartnern verheiratet ist, sich aber 26 Jahre lang jeweils einmal imJahr in einem Strandhotel trifft, wurde später auch mit ihr und AlanAlda in den Hauptrollen verfilmt. Auch dafür bekam Burstyn eineOscar-Nominierung und gewann den «Golden Globe» derHollywood-Auslandspresse. Anwärterin auf einen Oscar wurde sie auchmit ihren Rollen in «Der Exorzist», «Resurrection» (1981) und «TheLast Picture Show» (1972).

Auch bei der Kulturpolitik mischte Burstyn gerne mit. Weil es ihrin den 80er Jahren an guten Rollenangeboten mangelte, steckte siesteckte ihre Energie in den Kampf gegen die Zensur und für eineliberale Kunstszene. Als erste Frau überhaupt ließ sie sich zurVorsitzenden der Schauspielergewerkschaft «Equity» wählen. Nach dreiJahren und vielen Auseinandersetzungen trat sie jedoch 1985 wiederzurück.