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Dschungelcamp - Tag 13 Dschungelcamp - Tag 13: Die Frau die nicht im Ameisen-Business ist

Von Martin Weber 29.01.2015, 06:07
Hat es oft nicht leicht beim Denken, dafür aber immer schwere Brüste: Tanja Tischewitsch 
Hat es oft nicht leicht beim Denken, dafür aber immer schwere Brüste: Tanja Tischewitsch  RTL Lizenz

Abend für Abend sehen sich unsere Autoren Annika Leister, Philip Sagioglou und Martin Weber die neunte Staffel des Dschungelcamps an. In einem Briefwechsel tauschen sie sich täglich über ihre Erlebnisse aus – und schreiben sich ihren Schmerz von der Seele. Folge 13:

Liebe Annika, lieber Philip,

wo man auch hinguckt: Überall finden skandalöse Wahlen statt. Am Wochenende erst haben die Griechen entschieden, dass sie sich von den reichen Ländern Europas nicht länger gängeln lassen wollen. De facto war die Wahl zwar absolut demokratisch. Aber Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments, war noch am Mittwochabend im „heute-journal“  total sauer auf die Griechen. Regelrecht erzürnt war er, der feine Herr Schulz.

Nö, er habe „keinen Bock“ mit dem neuen Regierungschef Alexis Tsipras über dessen Forderungen oder über Ideologien zu diskutieren. Treffen werde er sich mit dem Mann aber schon. Wahrscheinlich aber nur,  so glaube ich, um ihm mal tüchtig die Meinung zu geigen, die ihm die Bundeskanzlerin mit in seine Butterbrotdose gepackt hat.

Apropos Meinung geigen, um mal mit einem echten Dellingnismus auf ein andere großes europäisches Problem zu kommen: Walter Freiwald ist raus aus dem RTL-Schnarchnasenlabor. Rämm-bämm, die nächste Skandalwahl. Einfach abgewählt, der Walter. Vom RTL-Wahlvolk. Vom einfachen Stimmvieh.

Hättet ihr das gedacht, Annika und Philip? Ich nicht. Gehofft: ja. Und wie. Inständigst. „Die Wahrheit bin ich“, hat er an Tag 13 von IBES noch gesagt, und mal wieder seine laue „Walter against the rest of the camp and the whole world“-Nummer in Gang gesetzt. Die Wahrheit ist aber eine andere. Und zwar eine wunderbare, schöne: Walter, dieser menschliche Sitzsack, hat sich verzockt. Und zwar so richtig. „Nö, ist schon okay. Ist ja nur ein Spiel. Komm, ist gut“, hat Walter kurz vor seiner Entlassung aus dem Camp der Aussortierten gesagt und versucht, den guten Verlierer zu geben. Pustekuchen, Walter: Hat nicht geklappt.

Wer mal mordsmäßige Enttäuschung und totales Unverständnis auf dem Gesicht eines 60-Jährigen sehen wollte, der musste nur eins tun: tapfer den Blick auf Walters runzliges Antlitz richten. Eine schwere Prüfung, ich weiß. Aber das ist die neunte Staffel von IBES ja sowieso. Da kommt’s darauf jetzt auch nicht mehr an.

Also Walter, mach’s gut. Hast dich als perfekter Unsympath präsentiert. Bist du wahrscheinlich auch. Goodbye, alte Kotzfrucht. Wenn’s gut für dich läuft, sehen wir dich demnächst zwischen Mikrowellen und Dampfreinigern. Wenn’s für uns noch besser läuft, sehen wir dich nie mehr wieder. Noch nicht mal im Verkaufsfernsehen, und dann…

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…potzblitz - mir fährt grad ein Schreck in die Finger, die über die Tastatur hasten. Wahrscheinlich sitzt Walter nach seiner überraschenden, aber vollkommen gerechten Abwahl schon im Flieger. So many things to do, so little time. Schließlich ist er einer wie keiner, und ein universal Begabter wie er wird Deutschland rubbeldiekatz verändern. Um nicht zu schreiben: nach vorn bringen. Ganz weit nach vorn.

Dass Joachim Gauck sich in Schloss Bellevue in seinem Schlafzimmer einschließt und auch dem Sicherheitspersonal noch mal eingebimst hat, besonders wachsam zu sein? Wird ihm nichts nützen. Walter macht’s. Ernennt sich einfach selbst zum Bundespräsidenten. Ob Pep Guardiola zum Auftakt der Bundesliga-Rückrunde noch auf der Bank des FC Bayern sitzen wird? Eher unwahrscheinlich. Cheftrainer: eine von Walters leichteren Übungen.

Kann aber auch sein, dass Guardiola noch eine Schonfrist bekommt. Weil Walter erst mal Deutschlands Sterne-Köchen in die Töpfe und Pfannen guckt. Und auch am Induktionsherd das Kommando übernimmt. Und Alexis Tsipras, der kann sich auch gleich warm anziehen. So einer wie Walter, der agiert europaweit. Mindestens. Und mit „Der Preis ist heiß“ und „Nicht überbieten“, da kennt er sich ja aus. Wenn auch nur als zweiter Mann hinter seinem Chef von damals, Harry Wijnvoord. Egal. Walter wird’s wuppen.

Einzig Helene Fischer – am Mittwochabend im ZDF zur besten Sendezeit in der gefühlt 243. Wiederholung der Helene-Fischer-Show immer noch entzückend im Quadrat und bezaubernd hoch zehn – ist vor Walter sicher. Walter hat Rücken, Walter hat einen Buckel, Walter hat vier Venen-OPs hinter sich. Gesanglich würde er’s ja hinkriegen, und die zwei bis drei Tanzschritte würde er sich nach und nach draufschaffen. Aber die Turnerei unter der Hallendecke - ne, da muss selbst ein Multitalent und Tausendsassa wie Walter passen. Aber nur ausnahmsweise.

Ist sonst noch was passiert auf der Zielgeraden der Somnolenz-Rallye? Ein bisschen. TAFKADMA (= The artist formerly known as der Mann Aurelio) hatte Sodbrennen. Und gab dabei ein Bild des Jammers ab. Litt wahnsinnig. Womöglich gar: Höllenqualen. Suhlte sich in seinem Leid und Schmerz. Bekam dann vom Team hinter den Dschungelkulissen eine milchige Medizin. Musste daraufhin völlig überraschenderweise nicht intensivmedizinisch betreut werden. Vegetierte dann weiter vor sich hin wie bisher. Wollte im Camp die scharfe italienische Salami geben. Ist aber seit fast zwei Wochen nur noch das: ein aschfahler deutscher Wimmerschinken.

Immerhin: einen lichten Moment hatte TAFKADMA. Und zwar den, als er Tanja Tischewitsch diesen Satz spendierte: „Es wäre zur Abwechslung gut, wenn du mal deine Klappe hältst.“

Hat Tanja, als Role Model für schlichte Gemüter unbedingt eine Idealbesetzung, natürlich nicht gemacht. Erst recht nicht bei der Dschungelprüfung, bei der sie als Konsequenz für falsch beantwortete Fragen inflationär in ein Becken mit stinkenden Fischabfällen plumpste. Und zwar fast immer mit offenem Mund. Wobei man schon sagen muss: Die von RTL waren verdammt fair zu Tanja.

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Bei den Fragen aus der Tierwelt handelte es sich um 50:50-Fragen  – mehr Chancen, etwas richtig zu machen, hat Tanja in ihrem Leben außerhalb der RTL-Realität auch noch nie gehabt.

Und was Tanja nicht wieder alles richtig gemacht hat. Dehnte die Vokale wieder so, dass man sie ohne Weiteres als Bungeeseil hätte nutzen können: „Sind daashaas aaabbäääsooo Fraaagäään aus däääa Zeläääbriiitty-Weeelt?“Nö, Tanja, sind beziehungsweise waren es nicht. Mehr so aus dem tierischen Bereich. Für welchen Zweck die Aborigines heute noch grüne Amesien nutzen? A: gegen Erkältung oder B: gegen Mückenstiche. Korrekte Antwort: A. Woraufhin Tanja, frisch zurück aus den Fischabfällen, diese goldene Replik einfällt: „Isch bin niiisch sooohooo drin im Ameeeisäään-Business“.    

Wo Tanja hingehen voll drin ist: Im Boobs-Business. Ihre rechte Brust nennt sie „Bacon 1“, ihre linke „Bacon 2“.  Schafft ihr noch einen O-Ton, Annika und Philip? Okay. Hier kommt er: „Übäärall hab isch Bacon, isch bin total stolz auf meinäään Bacon. Kann es sein, das die hier drin kleinääärr gewordäään sind?“ Rolfe, als Teilzeit-Busengrapscher kurzfristig engagiert, möchte sie beruhigen: „Dat fühlt sich doch juut an, ist ja jeweils mehr als eine Handvoll.“Woraufhin Tanja tatsächlich noch einmal nachlegt. Und zwar so, dass Schönheitschirurgen und die komplette Silikonkissenindustrie ab sofort radikal umdenken müssen: „Isch füttaaa die mit Pommeees und Softeis, dann wachsen die wiedaaa.“    

War’s das mit Tanja an IBES Tag 13? Nicht ganz. Einen hab ich noch. Und den hau ich jetzt raus. „Isch kommäää mir total doof vor“, sagt Tanja im dem Einspieler, in dem es darum ging, sich selbst eine weiteres Mal beim Zuschauer anzupreisen, um Anrufe zu ergattern.

Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, Annika und Philip. Aber ich finde: Genau diesen Gedanken sollte Tanja dringend weiterverfolgen. Ist doch immer wieder schön zu erleben, wenn auch schlichte Menschen sich selbst auf die Schliche kommen.

Schöne Grüße,

Martin

P.S.: Meine Favoritin für die Dschungelkrone: Maren Gilzer. Und ihr so?