Donald Duck wird 70 Donald Duck wird 70: Pechvogel im Matrosenanzug

Berlin/dpa. - Er ist cholerisch und hoffnungslos romantisch, eifersüchtig und aggressiv, trägt einen Matrosenanzug und ist schonewig chancenloser Junggeselle. Dennoch hat Donald Duck, der kleineErpel aus der Sprechblasenwelt, in den vergangenen 70 Jahren einebeispiellose Karriere gemacht und Millionen Herzen erobert. Dasliegt wohl auch daran, dass sich viele in dem gefiederten Helden
wiederfinden können: ein bisschen Selbstüberschätzung besitzt derJubilar, ein wenig faul ist er, spöttisch, unerschütterlichoptimistisch, zänkisch und gleichzeitig harmoniesüchtig.
Dabei klingt die schon fast legendäre Schilderung von DonaldsGeburtsstunde nicht allzu Erfolg versprechend: An einem Freitag den13. soll - zumindest nach der Erzählung von Donald-Duck-«Vater»Walt Disney - ein Schlammbatzen durch ein offenes Fenster direktauf den Schreibtisch des Comicerfinders geflogen sein. Der Batzenhabe sich geschüttelt, als Donald Duck entpuppt und wutentbrannt indie Runde geschnattert: «Was wollt Ihr von mir?».
In Disneys am 9. Juni 1934 erschienenem Cartoon «The Wise LittleHen» trat der Pechvogel im Matrosenanzug dann zum ersten Malöffentlich auf und trotzte tölpelhaft, aber tapfer den Widrigkeitendes Lebens. Sein Dauer-Problem: Der berühmteste Erpel der Welt istein Niemand, will aber als Jemand auftreten. Die Hängematte istsein Platz, und dennoch muss er sich, meist der Not gehorchend undnicht dem eigenen Trieb, auf die Suche nach Arbeit machen.Feuerwehrmann war Donald unter anderem, Tierpfleger, Museumsdienerund Gärtner, Froschfarmer, Raketenschrottkehrer und Schmied,Postbote, Schlangenbeschwörer, Milchmann sowie Schuhverkäufer.
Durfte Donald in seinem ersten Comic nur einen Tanz in einerNebenrolle aufführen, so war sein zweiter Auftritt in «Orphan'sBenefits» noch im selben Jahr schon länger. Der Grund: Nichtzuletzt auf Druck der US-Müttervereine war die Figur der MickeyMouse zu seriös geworden. Ein starker komischer Gegenspieler mussteher. 1937 - Donald hatte es bereits zu Weltruhm gebracht - tratzunächst die Entendame und spätere Dauerverlobte Daisy in DonaldsLeben. Ein Jahr später übernahm er die Vaterrolle für seine dreikleinen Neffen Tick, Trick und Track.
Das erste, speziell für den cholerischen Unglückswurm kreierteComic-Heft mit dem Titel «Donald Duck Finds Pirate Gold» bedeutete1942 zugleich den Beginn der Zeichner-Karriere von Carl Barks.Dieser erdachte später Donalds Comic-Kosmos und bevölkerte ihn mitFreunden und Verwandten des Erpels wie Dagobert und DanielDüsentrieb. In der deutschen Sprache wird dabei aus «Duckburgh» dasbekannte Entenhausen.
Die gebürtige Rostockerin Erika Fuchs legte Donald überJahrzehnte die Comicverse in den Mund - den Schmachtfetzen «Undlieg ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guithare, undgebt sie mir mit in mein Grab» ebenso wie die Weisheit «Wo manraucht, da kannst du ruhig harren, Menschenfresser haben keineZigarren.»
Seit 70 Jahren begeistert der neurotische Enterich Filmfans inmehr als 70 Ländern, in über 100 Zeitungen rund um den Globusärgert er sich in täglichen Cartoons über die Panzerknacker oderden schmierigen Konkurrenten Gustav Gans. In fast 50 Staatenverfolgen junge und alte Leser die Abenteuer des «Paperino»(Italien), «Pato» (Spanien), «Anders And» (Dänemark) oder «KaczorDonald» (Polen) in Comic-Büchern, und in knapp 30 Nationen bringter im Fernsehen die Menschen zum Schmunzeln. Hinzu kommenVerpflichtungen in Disney-Vergnügungsparks in den USA, Japan undFrankreich.