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«Der letzte Weynfeldt» «Der letzte Weynfeldt»: Martin Suters neuer Roman und die Liebe

Von Frauke Kaberka 28.01.2008, 12:48

Zürich/dpa. - Weynfeldts irdisches Dasein plätschert mehr oder wenigerereignislos dahin - was ihm durchaus recht ist. Wo keine Höhen sind,erspart man sich auch die Tiefen. Doch Suter wäre nicht Suter undsein Roman eine dröge Abhandlung über den Existenzialismus und dasLeben an sich, wenn ihn nicht - zum Glück schon gleich zu Beginn desneuen Romans - der Teufel geritten hätte. Und der taucht in Gestaltder interessanten Lorena auf - eine gescheiterte Existenz,skrupellos, egoistisch und schön.

Für Weynfeldt, einen international anerkannten Kunstexperten ausder Schweiz, bedeutet das Chaos, Himmel und Hölle. Sein bislang sogeordnetes Leben scheint aus dem Ruder zu laufen, sein bis dahinverlässlicher Gleichmut ihn zu verlassen. Und Lorena, für ihn dieVersuchung schlechthin, droht, sein Untergang zu werden und ihn vomPfad der Tugend abzubringen.

Vergnüglich und nachvollziehbar schildert Suter die Seelenqualenseines Helden, obwohl man sich mitunter schon bei WeynfeldtsNachgiebigkeit fragt: Wie kann ein Mensch nur so bescheuert sein?Aber Liebe macht blind, sogar einen Anti-Romantiker wie Weynfeldt.Andererseits öffnet sie ihm Augen für Dinge, die er früher nichtbemerkt hat. Suter liefert mit dem Porträt des nüchternen Mannes diepsychologisch ausgeklügelte Studie eines Gentleman, mit der ZeichnungLorenas ein neues Bild der femme fatale und mit dem Ende eine hübscheSchlusspointe.

Erstaunlich ist, wie es der Autor schafft, eine wahrlichunromantische Liebesbeziehung so zu schildern, dass sie doch vorErotik prickelt, und wie er aus oft vorhersehbaren Abläufen nochSpannung herausarbeitet. Vielleicht ist «Der letzte Weynfeldt» nichtdas beste Werk des Autors, der unter anderem mit «Lila, Lila» einenWelterfolg landete, doch ist es alles in allem wieder ein Suter mitSuchtpotenzial.

Martin Suter: Der letzte Weynfeldt Diogenes Verlag, Zürich 314 S., Euro 19,90 ISBN 978-3-25786170-9