Denkmäler Denkmäler: Die schwierige Reise nach Axum

Rom/dpa. - Über 2000 Jahre ist er alt, der mächtige Obelisk vonAxum. In seiner bewegten Geschichte hat das 200 Tonnen schwereMonument schon einiges mitgemacht. Aber dass es monatelang in einerrömischen Polizeikaserne vor sich hinstauben würde, damit hattewohl niemand gerechnet. Seit die italienische Regierung im Herbstvergangenen Jahres beschlossen hatte, den Obelisken seinemHeimatland Äthiopien zurückzugeben, wurde er in kürzester Zeit vonseinem Standort am Zirkus Maximus abgebaut, mit Hilfe einesgigantischen Krans in drei Teile zerlegt und in eine Spezialhülleaus Karbonfasern gehüllt. Damit wäre die Granitsäule eigentlichfertig zum Transport nach Afrika gewesen. Stattdessen liegt sieweiterhin in einem Innenhof an der römischen Peripherie -bürokratische und transporttechnische Probleme verhindern dieHeimkehr des berühmten Monuments.
Die Gründe für die Verzögerung sind vielschichtig: Zum einenmangelt es an Geld. Aus den ursprünglich für den Transportveranschlagten 1,5 Millionen Euro wurden bei genaueren Berechnungenrund 10 Millionen Euro. Und die muss das italienischeFinanzministerium erst einmal aufbringen.
Zum anderen gibt es enorme logistische Probleme, denn es findetsich kein Flugzeug, das in der Lage ist, die zwischen 48 und 87Tonnen schweren Granitblöcke in die Luft zu heben. «Das einziggeeignete Flugzeug ist die von den Amerikanern benutzte Galaxy,aber die Maschinen diesen Typs sind alle im Irak im Einsatz», sagtManuel Iacoangeli, der die diffizile Angelegenheit im Auftrag desitalienischen Außenministeriums regeln soll. Der Seeweg istunterdessen auch ausgeschlossen, «denn die einzigen möglichenAnlaufhäfen können wegen der Feindseligkeiten zwischen Äthiopienund Eritrea nicht angefahren werden», sagt der Experte.
Weiteres Hindernis ist der Flughafen von Axum selbst: «InÄthiopien ist momentan Monsun-Zeit. Wir müssen warten, bis derRegen aufhört, denn unter diesen klimatischen Bedingungen kann derdortige Airport nicht angeflogen werden», sagt Giuseppe Proiettivom Kulturministerium.
Der 24 Meter hohe Obelisk war 1937 im Auftrag des italienischenDiktators Benito Mussolini von der Stadt Axum mit einem Schiffzunächst nach Neapel und dann nach Rom transportiert worden. Damalshatten die Italiener Äthiopien besetzt. Obwohl die Regierung inAddis Abeba die mit Hieroglyphen bedeckte Säule als Nationalsymbolbetrachtet, zierte sie 66 Jahre lang einen Platz im Zentrum Roms -genau zwischen den berühmten Caracalla-Thermen und dem Gebäude, indem heute die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft(FAO) ihren Sitz hat. Bereits 1947 hatte Italien erstmalsversprochen, den Obelisken nach Afrika zurückzubringen - jedochwurde dieses Versprechen bis jetzt nicht eingehalten.
Als der Obelisk dann 2002 auch noch von einem Blitz getroffenwurde, der seine Spitze beschädigte, war das Maß für Äthiopien voll- und die italienische Regierung gab schnellstens grünes Licht fürAbbau und Rücktransport der Säule. Zwar wurde mittlerweile einanderes Flugzeug vom Typ Antonov 124 aufgetan, das den Transportder drei Mega-Blöcke übernehmen könnte. Und wenn im September dieRegenzeit in Äthiopien aufhört, stünde der Heimkehr des Obeliskeneigentlich nichts mehr im Wege. Zumindest theoretisch. Jedoch fehltweiterhin das Geld für die große Reise. Und Kritiker fragen sich,warum die herrliche Säule bis zur Lösung der vielen Problemeeigentlich nicht aufrecht an ihrem Platz belassen wurde.