Denkmal Denkmal: Gericht erlaubt Windräder im Umkreis der Wartburg

Meiningen/dpa. - Die umstrittenen Windräder nahe der zumUNESCO-Kulturerbe gehörenden Wartburg dürfen gebaut werden. DasMeininger Verwaltungsgericht gab am Mittwoch der Klage derBetreiberfirma für den Bau der Anlagen auf dem Milmesberg bei derGemeinde Marksuhl statt. Die Richter sahen mit dem Projekt weder dasLandschaftsbild wesentlich beeinträchtigt noch die historischeSubstanz der Wartburg betroffen. Gegner der Windräder befürchten,dass mit ihrem Bau der Weltkulturerbe-Status der Wartburg gefährdetwird, weil dadurch der Blick verstellt werde. Das jetzige Urteil istnoch nicht rechtskräftig.
Gegen die Entscheidung können die Gemeinde Marksuhl und derFreistaat Thüringen jetzt vor das Oberverwaltungsgericht Weimarziehen. Die Meininger Verwaltungsrichter ließen die Berufung wegender grundsätzlichen Bedeutung des Falls zu. Die von der Gemeindeerhobenen Einwände gegen die Windräder hielt das Verwaltungsgerichtletztlich nicht für stichhaltig.
Das Orts- und Landschaftsbild werde dadurch nicht unerträglichbeeinträchtigt. Auch konnten die Verwaltungsrichter wegen derLuftlinie von mehr als sieben Kilometern zur Wartburg keine «optischeund denkmalschutzrechtliche» Einschränkung erkennen. Die Richterhatten sich im Oktober 2009 vor Ort ein Bild gemacht. Ebensoverneinten sie ein erhöhtes Tötungsrisiko durch den Betrieb derAnlagen für die auf dem Milmesberg lebenden Fledermausarten sowie denRotmilan.
Der Eisenacher CDU-Bundestagsabgeordnete Christian Hirte fürchtetdennoch um den Welterbestatus der Wartburg. Der Vorsitzende derUNESCO-Welterbestätten Deutschland, Horst Wadehn, hätte ihm erstkürzlich bestätigt, dass die Windräder eine ernsthafte Gefahr seien.Eine Aberkennung des Titels hätte fatale Folgen für Eisenach, dieWartburg und für Thüringen, erklärte Hirte. Gerade in der Luther-Dekade sei der Welterbetitel ein wichtiger Trumpf.
Das Landesverwaltungsamt hatte die ursprünglich vom Wartburgkreiserteilte Baugenehmigung im Herbst 2006 aufgehoben. Als Begründungwurden damals neben ästhetischen Auswirkungen auf das Landschaftsbildam Weltkulturerbe Wartburg auch der Artenschutz angegeben.
Die fast 950 Jahre alte Wartburg gehört seit 1999 zumWeltkulturerbe. Sie ist ein Sinnbild deutscher Geschichte. ImMittelalter war sie Schauplatz des sagenumwobenen Sängerkrieges. DieHeilige Elisabeth lebte dort, Reformator Martin Luther übersetze dieBibel ins Deutsche. Die deutschen Burschenschaften forderten auf derBurg Anfang des 18. Jahrhunderts ein einig Vaterland.