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David Niven David Niven: Bilderbuch-Gentleman

23.02.2010, 08:09
Der britische Schauspieler David Niven (FOTO: DPA)
Der britische Schauspieler David Niven (FOTO: DPA) B0193_Bert_Reisfeld

London/dpa. - Am Montag (1. März) wäre er 100 Jahre alt geworden.

Niven, den man in Hollywood schlicht «Niv» nannte, war einArbeitstier. Auf rund hundert Filme brachte er es in seiner Karriere.Doch egal in welcher Rolle er auch auf der Leinwand zu sehen war, dasMarkenzeichen des Briten blieb stets das Gleiche: «David war dieQuintessenz des englischen Gentleman», beschrieb Peter Ustinov einmalden Schauspielerkollegen.

Schrullig, adrett, mit vorzüglichen Manieren und einer PriseSelbstgefälligkeit mimte er 1956 den englischen Abenteurer PhileasFogg. Die Figur in der Verfilmung des Jules Verne-Klassikers «In 80Tagen um die Welt» wurde zu seiner Paraderolle, und mit dem Filmschaffte er seinen Durchbruch. Drei Jahre später war er ganz obenangekommen: Die Akademie verlieh Niven den Oscar für seine Rolle desMajor Pollack im Film «Getrennt von Tisch und Bett». Nivens Aufstiegin den Hollywood-Olymp war jedoch mühsam.

Mit 19 beendete er seine Ausbildung in der britischenMilitärakademie Sandhurst. Nach einem kurzen Intermezzo als Soldatauf Malta verließ er die Armee und ging nach Amerika. Von Ruhm undGlamour war «Niv» da noch weit entfernt. Britisch-pragmatisch hielter sich zeitweise als Brückenbauer über Wasser. Trotz widrigerUmstände bewies er Humor, der ihn später auf der Leinwandauszeichnete: «Das Leben ist so miserabel, dass ich es für meinePflicht halte, alles zu versuchen und fröhlich zu sein.» ÜberGelegenheitsjobs als Holzfäller, Whisky-Verkäufer und Wäschefahrerkam er 1934 schließlich nach Kalifornien und in die GlitzerweltHollywood.

Viel zu verdanken hatte Niven seinem Äußeren: Stahlblaue Augen,markanter Oberlippenbart und ein gewinnendes Lächeln. Die Damenweltlag «Niv» zu Füßen - im Film und auch im wirklichen Leben. «MeinVater war für die Frauen unfassbar attraktiv. Er hatte die Fähigkeit,der Frau an seiner Seite das Gefühl zu geben, dass sie die wichtigstePerson auf der ganzen Welt sei», sagte sein ältester Sohn Davideinmal. Niven selbst sah sich beim Blick im Spiegel kritischer: «MeinGesicht sieht wie eine Mischung aus zwei Pfund Heilbutt und einerExplosion in einem alten Kleiderschrank aus.»

Darüber, dass «Niv» in Sachen Frauen ein Mann der Tat war, gibt eswohl keine zwei Meinungen: 1940 heiratete er seine erste Frau PrimulaRollo, obwohl er sie nur 17 Tage kannte. Rollo starb später bei einemtragischen Treppensturz. Zur zweiten Hochzeit kam es dann nochschneller als zur ersten. Mit dem schwedischen Model HjördisTersmeden zog Niven nach nur zehn Tagen vor den Traualtar.

Eine besondere Beziehung verband Niven auch zu Peter Ustinov.Seite an Seite spielten sie in der Verfilmung des Agatha ChristieKrimis «Tod auf dem Nil» (1978). Niven, in Gestalt des AnwaltsColonel Race, half Ustinov, in Figur des belgischen Detektivs HerculePoirot, einen Mord aufzuklären. Jahre zuvor kämpften beide Seite anSeite im Zweiten Weltkrieg. Niven, zu dieser Zeit schon eingefeierter Leinwandheld, meldete sich freiwillig für den Kampf an derbritischen Front. Nach dem Krieg und seiner Rückkehr in die USAspielte sich «Niv» dann in zahlreichen Filmen selbst: Den schmalen,«typischen» Engländer in Uniform.

«Schauspieler gehen nicht in Rente. Sie bekommen einfach wenigerRollen angeboten», erklärte Niven zum Ende seiner Karriere. Bevor essoweit war, feierte der Brite in seinen letzten beiden großenAuftritten noch einmal Publikumserfolge. In den Filmen «Der rosarotePanther wird gejagt» (1982) und «Der Fluch des rosaroten Panthers»(1983) hielt er als das mysteriöse Phantom seinen GegenspielerInspektor Clouseau zum Narren.

Die richtige Spur zu finden, bereitete jedoch nicht nur ClouseauRätselraten. Verwirrung gab es auch um Nivens Geburtsort. DerSchauspieler selbst behauptete, in Schottland zur Welt gekommen zusein. Seiner Geburtsurkunde zufolge erblickte James David GrahamNiven, so sein vollständiger Name, jedoch in London das Licht derWelt. «Niv» hatte seine schottische Herkunft erfunden, weil er esoffenbar für romantischer hielt. Am 29. Juli 1983 starb Niven imAlter von 73 Jahren in der Schweiz an der Nervenkrankheit ALS.