Das Jahr 2001 Das Jahr 2001: Rückblick von Andreas Montag
Halle/MZ. - Es sind zwei Dinge, die mich in diesemJahr besonders bewegt haben und sich dagegensperren, abgelegt zu werden: Beide haben mitLeben, Tod und dem Erinnern zu tun.
Das alles dominierende Thema haben jene Männerin die Welt gebracht, die die Anschläge aufNew York und Washington planten und verübten.Dem Entsetzen ist zunächst die Frage gefolgt,wie man die Mörder und ihre Auftraggeber bestrafenkann. Dem Terror folgte der Krieg gegen denTerror. Darüber hat es polemische Diskussionengegeben. Erst, weil die Intellektuellen schwiegen.Dann, weil sie kontroverse Ansichten vortrugen.Indessen ist es, fast unmerklich, immer stillergeworden in der Öffentlichkeit: Wir habenuns offenbar gewöhnt an die Wirklichkeit desKrieges. Und wollen insgeheim wohl nichtslieber als vergessen zu können, was unsereRuhe doch unumkehrbar beschädigt hat: dasWissen um die unheile Welt.
Regine Hildebrandt, Stefan Heym, Einar Schleefund Klaus Schlesinger - sämtlich Menschen,die dieses Wissen getrieben hat - haben wirin diesem Jahr verloren. Mit der liebevollenKämpferin Hildebrandt habe ich noch im Frühjahrsprechen können, den sanften, aber sehr präzisenSchlesinger sah ich zuletzt im Jahr zuvor,bei einer Lesung in Magdeburg. Was wäre dasfür eine Hoffnung, nähmen wir sie nicht allemit in unsere verbleibende Zeit.