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Dark-Music Dark-Music: Freude an der Finsternis

Von Fajsz Deáky 06.10.2004, 12:55

Dortmund/Köln/dpa. - Die Blicke sind düster, die Stimmen glockenhell. Seit gut einem Jahr erfreuen sich verschiedene Gothic-Bands auch außerhalb der Wave-Gothic-Szene wachsender Beliebtheit. Darunter sind Gruppen wie Within Temptation aus den Niederlanden oder Nightwish aus Finnland.

«Viele dieser Bands gibt es schon seit mehreren Jahren, darunter Nightwish», sagt Frank Albrecht, Redakteur beim Dortmunder Musikmagazin «RockHard». Dass diese Gruppen jetzt recht oft auch in den Programmen der Mainstream-Musiksender auftauchen, liege möglicherweise daran, dass es in den vergangenen Jahren ein kreatives Tief in der Gothic-Szene, also dem Genre für dunkle, archaisch angehauchte Musik, gegeben habe. «Jetzt füllen solche Bands diese Lücke und werden dementsprechend auch von den Plattenfirmen vermarktet.»

«Zum Teil sind diese Gruppen offenbar im Fahrwasser von Him und The Rasmus ins Rampenlicht geraten», sagt Kumar Schmidt, Programmdirektor beim Kölner Musiksender Onyx TV, der vor kurzem seinen Betrieb einstellte. Die beiden finnischen Bands hatten besonders im Sommer 2003 Erfolg. «Das Markenzeichen war hier auch ein charismatischer Frontmann mit einer sehr düsteren Aura. Und das hat offenbar den Zeitgeist getroffen und seine Fans gefunden.»

Das Erfolgsrezept von Within Temptation, Nightwish oder auch der deutschen Band Xandria ist vergleichbar. Nicht nur die Musik wirkt dunkel und archaisch, die Bands bedienen sich auch in ihren Videos und in ihrer Aufmachung mittelalterlicher Symbolik. Manchmal werden die Musikvideos auch vor der Kulisse einer Burgruine gedreht. Bei allen dreien steht eine Sängerin im Mittelpunkt. «Ich glaube, viele Menschen mögen einfach diesen Hauch von Mystik oder Heldentum», sagt Robert Westerholt, Gitarrist von Within Temptation. «Deswegen sind auch "Der Herr der Ringe" oder andere Fantasy-Epen beim Kinopublikum so beliebt.»

Within Temptation gibt es bereits seit 1996, ihre erste CD veröffentlichte die Band schon ein Jahr später. Jetzt hat sie nicht nur in den Niederlanden und Belgien Erfolg, sondern besonders auch in Deutschland. Und Nightwish schafften es mit ihrem Album «Once» sogar bis an die Spitze der deutschen Charts.

Ob viele dieser Gruppen den aktuellen Trend langfristig überleben werden, bezweifelt Kumar Schmidt. «Sie haben wohl nicht das Potenzial, nach der ersten Welle weiter so erfolgreich zu sein.» Frank Albrecht sieht für einzelne Bands aber doch Chancen, noch länger Erfolg zu haben. «Viele werden zwar auf der Strecke bleiben, aber die musikalisch stärkeren Bands wie Nightwish und Within Temptation wohl nicht.»