Danke, Sir Simon! Danke, Sir Simon!: Rattles Abschied von Berlin und den Philharmonikern

Berlin - Es war die Nachtigall - oder doch die Lerche? Jedenfalls wird diese trillernde Einmischung als innigste Passage des Konzerts in Erinnerung bleiben, das Sir Simon Rattle mit den Berliner Philharmonikern am Sonntagabend auf der Waldbühne gab.
Da ist es wunderbar still in der Berliner Arena, gerade muss mal kein Bier geholt und nicht wegen Nachschubs durch die Reihen gedrängelt werden, kein Plastikmantel raschelt und selbst die allgegenwärtigen Smartphones sind in Ruhestellung.
Das traditionelle Freiluftkonzert zum Abschluss der Philharmoniker-Saison ist dieses Mal zugleich das Finale für den Dirigenten, dem das Orchester und Berlin so viel zu verdanken haben. Allerdings behält Rattle seinen Wohnsitz dort und wird gelegentlich an einem Hauptstadt-Pult zu sehen sein, wie man hört. Aber es ist gleichwohl ein wichtiger Abschnitt zu Ende gegangen.
Das öffnet die Herzen und lässt den kalten Regen, der phasenweise dünn, aber beharrlich fällt, fast vergessen. Und über allem schwebt der vertraute, fette Duft von Bratwurst und Fritten-Öl.
Musikalisch geht es querbeet. Einem forschen Gershwin, der hier ein bisschen wie der Soundtrack zu „Tom & Jerry“-Filmen klingt, folgt eine nachdenkliche Komposition von Gabriel Fauré. Die ist schön, aber nicht so recht zum Mitswingen geeignet.
Auch der Liederstrauß von Joseph Canteloube nicht, vorgetragen von Rattles Ehefrau, der Mezzosopranistin und Händelpreisträgerin Magdalena Kožená. Stimmung dann beim Säbeltanz, dem Heuler von Aram Chatschaturjan. Und großes Kino mit einem Werk von Ottorino Respighi, einschließlich des bombastischen Schlusses. Da hört sogar der Regen auf. „Danke, Sir Simon!“, grüßt ein durchweichtes Spruchband im Publikum. Und Rattle grüßt mit einem Glas Bier zurück. (mz)
