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Corinna Hofmann Corinna Hofmann: Neugier auf «weiße Massai» ist ungebrochen

Von Winfried Wagner 01.12.2003, 11:35

Hamburg/München/dpa. - Das Summen der Fliegen kann Corinna Hofmann noch immer nicht leiden. «Es erinnert mich sehr an die Moskitos, die bei den Massai herumflogen und dafür sorgten, dass die Malaria immer wieder kam», erzählt die 43-jährige Schweizerin, die ihrem Publikum nur als «weiße Massai» bekannt ist. In dem Buch beschreibt sie ihre große Liebe zu einem Krieger der Samburu in Kenia, wo sie vier Jahre lebte, bevor sie 1990 mit ihrer Tochter flüchtete. Jetzt hat Hofmann auf einer Lesereise ihr Fortsetzungsbuch in Deutschland vorgestellt, das seit Wochen unter den Top Ten der Bestsellerlisten rangiert.

«Zurück aus Afrika» schildert den Weg Hofmanns zurück in die Zivilisation. «Ich musste wieder europäisiert werden», sagt die Autorin. In dem authentischen Bericht «Die weiße Massai» schildert die Tochter eines Deutschen und einer Französin, wie sie sich 1986 als 27-Jährige auf einer Urlaubsreise in Lktinga - einen stolzen Samburu-Krieger - verliebt. Für ihn gibt sie Freund, Geschäft und sicheres Leben in der Schweiz auf, geht in sein Dorf. Dort heiratet sie, bekommt ein Kind, muss sich aber Krankheiten und der immer stärkeren Eifersucht Lktingas erwehren - bis sie samt Tochter im Oktober 1990 flüchtet.

«Ich wog bei 1,80 Meter nur noch 50 Kilogramm, als ich in Zürich mit der damals 15 Monate alten Napirai landete», beginnt sie ihr zweites Buch (A1 Verlag, München, 224 S., 19,80 Euro, ISBN 3927743666). Monatelang hat sie Probleme mit dem hiesigen Essen, kann die Hektik der Menschen nicht verstehen. «Eines der schönsten Dinge ist für mich der Kühlschrank», sagt sie. Der tägliche Kampf ums Essen hatte in Afrika den Tag bestimmt. Doch mit dem Überfluss in Europa tut sie sich auch heute noch schwer.

Den größten Halt fand sie bei einer Gruppe allein erziehender Frauen. Man traf sich, tauschte sich über Probleme aus, unternahm etwas mit den Kindern. «Wir hatten nicht viel Geld, aber das war nicht das Wichtigste.» Neun Monate dauerte es, bis sie den Lebensrhythmus der Europäer wieder hatte. Dann ging sie arbeiten, wurde arbeitslos - «was erst ein Schock war» - doch in dieser Zeit schrieb sie ihr erstes Buch. Dann lernte sie einen neuen Beruf, arbeitete, bis der Bucherfolg sie immer mehr forderte. Jetzt wird «Die weiße Massai» - inzwischen in 14 Sprachen übersetzt und allein im deutschsprachigen Raum zwei Millionen Mal verkauft - sogar verfilmt, soll 2004 in die Kinos kommen.

Sie selbst war nur noch einmal in Afrika - um den Kilimandscharo zu besteigen. Zu ihrem Massai-Mann hat sie noch immer schriftlich Kontakt, ihn besuchen will sie aber nicht. «Ich gelte dort immer noch als seine Frau und käme ohne sein Einverständnis nicht wieder zurück», sagt sie. Noch gefährlicher wäre ein Besuch für ihre Tochter, die sich in der Schweiz wohlfühle. «Als 14-Jährige wäre Napirai in dem Alter, in dem Frauen dort beschnitten und verheiratet werden.» Und das hätte sie auf keinen Fall zugelassen: «Das wäre der nächste Knackpunkt gewesen, an dem ich geflüchtet wäre.»

Weitere Informationen zu Corinne Hofmann unter: www.massai.ch