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Claude Monet Claude Monet: «Nur ein Auge, aber welch ein Auge»

04.12.2001, 09:48
Monet-Gemälde «Haus zwischen Rosen» (Foto: dpa)
Monet-Gemälde «Haus zwischen Rosen» (Foto: dpa) dpa

Paris/dpa. - «Die Seine, ich habe sie mein ganzes Leben gemalt, zu jeder Tages-und Jahreszeit», erklärte der Mitbegründer und Hauptvertreter desImpressionismus einst, der vor 75 Jahren - am 5. Dezember 1926 - imAlter von 86 Jahren an einer Lungensklerose starb.

Monet liebte die Natur und die Stille. Aber nicht nur deshalbmalte er mit Vorliebe Landschaftsbilder. Der am 14. November in Parisgeborene Maler war Sohn eines Lebensmittelhändlers, der sich mehr fürGeschäfte als für Kunst und mythologische Themen interessierte.Monets Kulturverständnis war sehr bodenständig. Er war der Meinung,dass Malerei für alle verständlich sein sollte. Szenen aus demLandleben und Naturdarstellungen schienen ihm deshalb die idealenSujets.

In Le Havre, wo seine Eltern 1845 hinzogen, lernte er denLandschaftsmaler Eugen Boudin kennen, der auf seine Karikaturenaufmerksam geworden war. Monet, gerade 17 Jahre alt, hatte sich in LeHavre als Karikaturist einen Namen gemacht. «Ich verlangte 10 oder 20Francs pro Porträt... Hätte ich so weitergemacht, wäre ich heuteMillionär», erzählte Monet einst. Von den 800 Zeichnungen, die er indieser Zeit anfertigte, sind nur noch einige wenige vorhanden.

«Ich habe es Boudin zu verdanken, dass ich Maler geworden bin.Boudin erteilte mir Unterricht. Meine Augen öffneten sich, ichbegann, die Natur zu verstehen und sie gleichzeitig zu lieben. Ichanalysierte sie in ihrer Form und in ihren Farben. Sechs Monatespäter erklärte ich meinem Vater, dass ich Maler werden wollte»,erzählte Monet, der kurze Zeit später nach Paris ging und sich in derAcademie Suisse einschrieb.

Le Havre spielte eine wichtige Rolle in Monets Karriere. In dieserHafenstadt entstand nicht nur sein Wunsch, Maler zu werden, sondernauch das Bild, dass der Bewegung des Impressionismus seinen Namengab. «Impression, soleil levant» («Impression - Sonnenaufgang») heißtdas Werk, das er 1873 von einem Fenster aus malte.

Das Gemälde zeigt ein verschwommenes Hafengelände, das in einerblaugrauen Wolke auftaucht. Das Licht der aufgehenden Sonne wirkt wieein orangefarbener Ballon, der sich im Wasser widerspiegelt. DiesesBild zeigte bereits jenes außergewöhnliche Gespür Monets für tonaleWerte, von dem Cezanne völlig begeistert war: «Nur ein Auge, aber,mein Gott, welch ein Auge.»

«Impression - Sonnenaufgang» stieß auf harte Kritik derKunstexperten. Das Thema sei zu banal, die Pinselführung zunachlässig und zu schnell, meinten sie. «Ich bin beeindruckt. Es musssich wirklich um einen Eindruck handeln... Welche Leichtigkeit in derArbeit! Ein Papier im Urzustand gibt mehr her als dieses Marinebild»,machte sich der Kritiker Louis Leroy lustig, der den Malern dieserBewegung den Spottnamen «Impressionisten» gab.

Noch lange mokierten sich die Fachleute über Monet, Renoir, Sisleyund die anderen impressionistischen Künstler. Doch Monet ließen dieseVorwürfe gleichgültig. Er war dickköpfig und von seinen Ideenüberzeugt. Sein Selbstbewusstsein bestärkte auch seine Kollegen.Renoir erzählte später: «Ohne Monet, der uns alle ermutigte, hättenwir wahrscheinlich aufgegeben.»