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Christopher Knight Christopher Knight: Nur drei Menschen getroffen: 27 Jahre versteckt im Wald

Von Kai Agthe 10.11.2017, 06:00
Christopher Knight nach seiner Verhaftung im April 2013.
Christopher Knight nach seiner Verhaftung im April 2013. KENNEBEC COUNTY JAIL

Halle (Saale) - Eines Tages ließ er nicht nur sein neues Auto stehen, sondern seine bisherige Existenz hinter sich. Christopher Knight wählte 1986 ein Leben in den Wäldern des US-Bundesstaates Maine.

Obwohl die nächste menschliche Ansiedlung nur wenige Fußminuten von seinem Versteck entfernt war, blieb der Aussteiger 27 Jahre unentdeckt.

Nur einmal, so berichtet Michael Finkel im Buch „Der Ruf der Stille“ über Knight (51), seien dem Eremiten in all den Jahren drei Eisangler über den Weg gelaufen, die, drei Generationen einer Familie, aber ihr Geheimnis für sich behielten.

Christopher Knight lebte 27 Jahre allein im Wald - bis zu seiner Verhaftung

Vermutlich würde Knight noch heute im Wald leben, wäre man ihm 2013 nicht doch auf die Schliche gekommen.

Denn so konsequent er sein Leben in der Wildnis auch nahm, überleben konnte er nur, weil er die zum Überleben wichtigen Dinge - von der Dosennahrung bis zur Gaspatrone - in jenen Hütten stahl, die es im Bundesstaat Maine im Allgemeinen und am Lake North Pond im Speziellen in reicher Zahl gibt.

In den 27 Jahren seines Eremiten-Daseins brachte es Knight auf über 1.000 Einbrüche.

Aus diesem Grund kam er nach seiner Ergreifung in das Kennebec County Gefängnis, wo Finkel Knight mehrfach besuchte, nachdem der Journalist das Vertrauen des Einzelgängers gewonnen hatte.

Michael Finkel „Ruf der Stille“: Penible Ordnung im Zeltversteck

Auf den Proviant aus den Hütten war Knight zwingend angewiesen, weil er es stets vermied, ein Feuer anzuzünden, um sich ein Essen zuzubereiten. Denn seine Furcht, entdeckt zu werden, war auch im Winter größer als der Appetit auf ein warmes Gericht.

Der Einsiedler machte aber niemals den Eindruck eines Waldschrates. Als eine Überwachungskamera Knight bei einem Einbruch filmte, waren nicht nur die ermittelnden Polizisten erstaunt, dass da ein Mann auf der Suche nach verwertbaren Dingen durch die Räume strich, der durchaus gepflegt war.

Die tägliche Rasur sei ihm ebenso wichtig gewesen wie eine penible Ordnung im Zeltversteck, erklärte Knight seinem Biografen.

Finkel erzählt das Leben Knights zurückhaltend und ohne den Willen, die Persönlichkeit des Eremiten tiefer ergründen zu wollen als jene Gutachter, die Knights Fall für das Gericht analysierten.

(mz)

Christopher Knight nach seiner Verhaftung im April 2013.
Christopher Knight nach seiner Verhaftung im April 2013.
dpa