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China China: Kunst der Aufklärung in der Volksrepublik

Von Holger Mehlig 30.03.2011, 11:31

Berlin/Peking/dapd. - DieAusstellung, die rund zehn Millionen Euro kostet, wird maßgeblichvom Auswärtigen Amt finanziert. Sie soll am Freitag (1. April) vonAußenminister Guido Westerwelle (FDP) eröffnet werden.

Das National Museum of China wurde nach Plänen des HamburgerArchitekturbüros Gerkan Marg und Partner umgebaut. Nunmehr ist esdas größte Museumsgebäude der Welt. Allein die Eingangshalle istüber 300 Meter lang.

Auf knapp 3.000 Quadratmetern werden in einem Teil des Museumsrund 500 Werke zur Aufklärung präsentiert, darunter nicht nurwertvolle Gemälde von Caspar David Friedrich, Goya, Piranesi undGainsborough, sondern auch Skulpturen, Möbel, Kleidungsstücke,Meissener Porzellan und Grafiken. «Wir machen eine Kunstausstellung,die zeigt, wie die Gedanken der Aufklärung in die Kunst einflossen,wie die Aufklärung identitätsbildend für die westliche Zivilisationwurde», sagte der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin,Michael Eissenhauer, der Nachrichtenagentur dapd.

«Wie geht es mit der chinesischen Gesellschaft weiter?»

In der Epoche der Aufklärung wurden Themen wie Vernunft,Humanität, bürgerliche Rechte und persönliche Handlungsfreiheitwichtig. Dies sind Themen, die den kommunistischen, absolutistischregierenden Machthabern Chinas nicht unbedingt gefallen dürften,sind sie nicht gerade für Toleranz und Wahrung der Menschenrechtebekannt, wofür die Inhaftierung von Friedensnobelpreisträger LiuXiaobo exemplarisch steht. Bei der Konzeption und Realisierung derAusstellung habe es aber keine Probleme mit der chinesischen Seitegegeben, sagte Eissenhauer - auch nicht nach Ausbruch derRevolutionen in der arabischen Welt.

«Sorgen, dass die Ausstellung revolutionäre Gedanken auslösenkönnten, wurden nicht geäußert», betonte Eissenhauer und fügtehinzu: «Es gab keinerlei Einschränkungen oder Auflagen. Auch in demvon uns verfassten Katalog gab es keine Änderungswünsche.» Bei derAusstellung gehe es ja auch nicht um Tagespolitik, sondern um dieeuropäische Geschichte der Aufklärung, sagte Eissenhauer, um dannhinzuzufügen: «Natürlich kann man sich beim Besichtigen auch dieFrage stellen, wie es mit der chinesischen Gesellschaft weitergeht.»

Aufklärung als dialektischer Prozess

Auch in Europa sei die Aufklärung kein linearer Prozess, sondernein dialektischer gewesen, sagte der Generaldirektor. «Und das istvon Interesse in China - inwieweit die aufklärerischen Gedanken denEinzelnen, das Individuum, betreffen.» Ziel sei es auch zu zeigen,dass Aufklärung nicht nur ein Thema der Literatur gewesen sei,sondern auch eines in der Kunst. Und dort lebe es bis heute fort.

Obwohl für die Ausstellung, die bis zum 31. März 2012 läuft,bislang kaum Werbung gemacht wurde, würden täglich rund 100.000Besucher erwartet, sagte Eissenhauer. Neun Sektionen wie «Zurück zurNatur» oder «Die Revolution der Kunst» sollen den Blick auf zentraleThemen der Kunst des 18. Jahrhunderts lenken.

Ai Weiwei bleibt außen vor

Über die Ausstellung soll auch diskutiert werden: So gibt es eineVeranstaltungsreihe mit dem Titel «Aufklärung im Dialog». Wer dortauftritt, entscheiden jedoch die chinesischen Partner. Der in ChinaRepressalien ausgesetzte Künstler Ai Weiwei ist nicht dabei, obwohlihn die Deutschen dem Vernehmen nach gerne im Programm gehabthätten.

Die Idee zur Ausstellung, die unter der Schirmherrschaft deschinesischen Saatspräsidenten Hu Jintao und des BundespräsidentenChristian Wulff steht, ist mehr als zehn Jahre alt. In Deutschlandwird sie im kommenden Jahr aber nicht gezeigt. Die StaatlichenMuseen zu Berlin wollen die Schau aber unter dem Gesichtspunktweiterentwickeln, wie die Aufklärung bis heute fortwirkt. Dazu seiin der zweiten Hälfte 2012 in Berlin eine Ausstellung geplant mitdem Titel «Kunst ist Aufklärung», kündigte Eissenhauer an.