Chansonnier Chansonnier: «Es geht eine Träne auf Reisen»
Berlin/ddp. - Er sei ein Gärtner, sagte einst der Chansonnier Jacques Brel über seinen Kollegen. Und meinte damit dessen Talent, komplexe Gefühle in einfachen Worten auszudrücken. In der Tat ist der Sänger und Komponist Salvatore Adamo in den 60er und 70er Jahren zum Inbegriff des sentimentalen Schlagers geworden. Am Samstag feiert der Interpret, der mit Klassikern wie «Es geht eine Träne auf Reisen» immer noch Konzerthäuser füllt und bislang 90 Millionen Platten verkauft hat, seinen 60. Geburtstag.
Dabei spricht zunächst wenig für seine spätere Gesangskarriere. Der älteste Sohn eines sizilianischen Brunnenbauers kommt am 1. November 1943 im Dörfchen Cosimo zur Welt. Kaum sind die Wirren des Zweiten Weltkriegs heil überstanden, wandert die Familie der wirtschaftlichen Not gehorchend 1947 nach Belgien aus, wo sich der Vater als Bergmann verdingt hatte.
Das kalte Land an der Nordsee wird zur neuen Heimat des Salvatore Adamo. Obwohl er sich «im Herzen als Belgier» versteht, pflegt der Sänger auch weiter seine Wurzeln. So singt er später nicht nur in seiner Muttersprache, sondern hat auch bis heute seine italienische Staatsbürgerschaft behalten.
Dem gesanglichen Talent ihres Sohnes stehen die Eltern zunächst eher ablehnend gegenüber. Der junge Adamo soll studieren, damit ihm das harte Bergarbeiterdasein seines Vaters erspart bleibt. Doch bei einem 1960 von Radio Luxemburg im Königlichen Theater in Mons veranstalteten Talentwettbewerb singt sich der junge Adamo mit der Eigenkomposition «Si, j’osais» («Wenn ich wagen darf») in die Herzen von Zuhörern und Jury und gewinnt, ebenso wie später bei Wettbewerben in Orléans und Paris.
Seine erste 1962 produzierte Schallplatte wird jedoch zum Flop. Adamo denkt bereits ans Aufgeben, hat aber nicht mit seinem Vater gerechnet. Der inzwischen vom Talent seines Sohnes überzeugte Senior reist mit seinem Sohn nach Paris. In der Hauptstadt des Chanson spricht das Duo bei Plattenlabeln vor. Es folgen zwar vier Platten, doch der Erfolg ist nur mäßig. Der Durchbruch gelingt schließlich 1963 mit «Sans toi, ma vie». Es ist Adamos erster belgischer Nummer-1-Hit.
Bereits ein Jahr später gibt Adamo im Brüsseler Heysel-Stadion eine Gala mit der königlichen Familie. Tourneen führen ihn ins benachbarte Holland, in den Libanon, die Türkei und nach Kanada. 1965 steigt der erst 22-Jährige endgültig in die erste Liga der Chanson- und Schlagersänger auf. Er tritt erstmals mit einem Soloprogramm auf Frankreichs bekanntester Konzertbühne, dem Pariser Olympia auf und arbeitet mit den Arrangeuren von Serge Gainsbourg und Jacques Brel.
Adamo wird in Belgien und Frankreich zum millionenschweren Superstar. Ende der 60er Jahre erobert er mit «Inch’ Allah», «Es geht eine Träne auf Reisen» und «Ein kleines Glück» auch die deutsche Hitparaden. Bis Mitte der 70er Jahre ist er nicht mehr aus der deutschen Schlagerlandschaft wegzudenken. Danach wird es hierzulande etwas stiller um den stets als Gentleman auftretenden Star.
Seine vermutlich größten Fans hat der bekennende Fußballfreak nach wie vor in Japan. Seit 35 Jahren tourt Adamo inzwischen einmal jährlich durch das Land der aufgehenden Sonne, um seine treuesten Anhänger mit ihrem Lieblingslied zu erfreuen. Von «Tombe la neige» oder «Yuki ga Furu», wie es auf Japanisch heißt, soll es inzwischen in Nippon rund 500 Coverversionen geben.