Cellistin Gesa Riedel probt das Crossover
Hamburg/dpa. - Hamburg ? «Frisch gestrichen» von Gesa Riedel. Eine CD, die nicht thematisch festgelegt ist, die sich nicht nur an die Liebhaber eines Genres richtig, oder nur für den Geschmack einer bestimmten Generation bestimmt ist.
Mit Musik, die wenig auf Abgrenzungen achtet. Ein kleines Experiment, das man als sehr gelungen ansehen kann. Die Hamburger Cellistin Gesa Riedel ist ehemaliges Mitglied des Quartetts «Salut Salon», das weltweit das Publikum mit viel Esprit und etwas anderen Klassik-Auftritten begeisterte. Mit «Salut Salon» hat sie auch ein Nachwuchsorchester ins Leben gerufen, das sie seit 2006 in Eigenregie leitet. Die «Coolen Streicher» führen Kinder und Jugendliche unkonventionell an Musik heran und sind damit sehr erfolgreich.
Jazz, klassische Musik und Tango finden bei der Cellistin zusammen. Musikalische Grenzziehung ist ihre Sache nicht. Mit hörbarer Begeisterung hat sie sich auch dem Projekt ihres ersten Soloalbums gewidmet. Wichtig ist ihr ein ungezwungener Umgang mit Musik, ohne dass die Qualität auf der Strecke bleibt, wie die Künstlerin schreibt. Wieviel Wert, dass erkennt man an ihrer famosen Begleitung: Jochen Arp (Saxofon), Nils Gessinger (Piano), Omar Rodriguez Calvo (Kontrabass) und Heinz Lichius (Schlagzeug).
Gleich der Opener überzeugt. «Cellofan» hebt garantiert an jedem trüben Tag die Laune. Er stammt vom französischen Jazzpianisten Claude Bolling. Aus seiner von Duke Ellington geprägten Feder kommt auch der die CD abschließende Titel «Barock and Rhythm». Was auch so etwas wie das Leitthema des Albums sein könnte, denn neben «Oblivion» und «Milonga del Angel» ,Bearbeitungen von Astor Piazolla, dem Begründer des Tango Nuevo, und «Makin` Whoopie», einem typischen Jazz-Standard, finden sich auch echte Klassiker.
Paganini ist vertreten mit «Variationen auf einer Saite über ein Thema von Rossini», Antonin Dvorak (mit einem slawischen Tanz), Leos Janacek mit «Märchen» und der für sein ausgezeichnetes Cellospiel gerühmte Domenico Gabrielli (1651 -1690. Der Italiener war der erste, der Instrumentalstücke für Violoncello solo, zur freien musikalischen Gestaltung verfasste (Ricercari per violoncello). Zu entdecken sind der 1920 in Eriwan geborene Armenier Alexander Arutjunjan («Impromptu») und der Brite Frank Bridge («Spring Song»). Dem Schaffen des englischen Komponisten, der 1941 verstarb, ist in gerade in jüngster Zeit mehr Anerkennung zuteil geworden.
Das erste Album von Gesa Riedel ist somit eine wirklich gelungene Mischung. Alle Beteiligten glänzen durch gutes Zusammenspiel, das den frischen Charakter der Stücke höchst unterhaltsam unterstreicht. «Frisch gestrichen» ist Hörspaß mit Niveau.
www.coolestreicher.de (dpa)