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Casting in Querfurt Casting in Querfurt: Vor dem Einsatz steht Geduld

Von Katrin Löwe und Hans-Erdmann-Gringer 27.04.2008, 17:49

Querfurt/MZ. - Insgesamt 500 Männer und Frauen sollen es sein, die ab Mitte Mai in der Produktion von Til Schweigers Firma "Barefoot Films" als Mägde, Knechte, Ritter oder Soldaten mit dabei sind, wenn Ritter "Lanze" (Til Schweiger) und Möchtegernritter "Erdal" (Rick Kavanian) sich auf die Suche nach der entführten Tochter von König Gunter (Thomas Gottschalk) machen.

Promis ziehen an

Eine Prominentenansammlung (auch Mario Barth und Dieter Hallervorden sollen dabei sein), die Castingchefin Johanna Ragwitz optimistisch gestimmt hat. "Je bekannter die Schauspieler sind, umso mehr Leute kommen zum Casting", sagt die 29-jährige. Vor acht Jahren hat sich die ursprünglich aus Merseburg stammende Mediengestalterin mit der heute in Berlin und Erfurt ansässigen Agentur "Filmgesichter" selbstständig gemacht. Ihr ausschließlich in Mitteldeutschland tätiges Unternehmen hat seitdem tausende Kleindarsteller und Komparsen für TV-Produktionen wie "Tatort" oder die dramatischen ZDF-Zweiteiler um die Bombardierung von Dresden und den Untergang der Wilhelm Gustloff vermittelt. Erst vor wenigen Wochen wurde in Wittenberg für "The last Station" um das letzte Lebensjahr des russischen Schriftstellers Leo Tolstoi gecastet.

"Das Interesse an solchen Komparsentätigkeiten nimmt zu", sagt Ragwitz. Mehr als 15 000 "Filmgesichter" hat sie bereits in ihrer Datei, zwischen 100 und 2 000 kommen - je nach anstehender Produktion - monatlich hinzu. Hollywood in Mitteldeutschland - "der Trend hat sich auch in diesem Jahr verstärkt", sagt Oliver Rittweger von der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM). Jährlich fördert die 1998 von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gegründete Gesellschaft rund 100 Projekte mit insgesamt 12,5 Millionen Euro.

Ein Traum zuviel

Dabei wird nicht nur für Mitteldeutschland geworben, Verpflegung und Technik-Service müssen in der Region eingekauft werden. Eine Entwicklung, von der auch die Agentur "Filmgesichter" profitiert. In Querfurt sind es gestern Hunderte gewesen, die bei "1 ½ Ritter - Auf der Suche nach der hinreißenden Prinzessin Herzelinde" mitwirken wollen. Und denen Ragwitz nur einen Traum nehmen muss: auf diese Weise selbst berühmt zu werden. "Die großen Stars werden bei solchen Castings nicht entdeckt." Doch die Damen und Herren, die sich am Sonntag eingefunden haben, träumen natürlich alle insgeheim von einer Karriere beim Film. Zwei Damen aus Leipzig sind standesgemäße Edelfräuleins. Harald Thor, Chef vom Heimatverein Bornstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz, reiht sich ein. Er hat schon zu DDR-Zeiten bei diversen Unterhaltungsauftritten Fechtszenen aufs Bühnenparkett gelegt. Deshalb rechnet sich 58-Jährige gute Chancen aus, auch diesmal wieder eine Treffer zu landen.

Als Rüstungs-Quintett mit Schwertern und Streitäxten kommen die Herren vom Naumburger Sportverein "Kamakura" - geübt im Fechten, Bogenschießen und japanischer Kampfkunst, wie sie sagen. Gefragt ist aber zunächst erst einmal etwas anderes: viel Geduld.