Bundesweite Razzia Bundesweite Razzia: Polizei findet Hitlers "Schreitende Pferde"

Berlin - Adolf Hitler war der Auftraggeber, Albert Speer der Architekt der Neuen Reichskanzlei, Arno Breker, Josef Thorak und Kurt Schmid-Ehmen waren für die Details verantwortlich. Von dem protzigen Bau an der Voßstraße in Berlin-Mitte ist nichts geblieben, jedenfalls nichts von dem Hunderte Meter langen Gebäuderiegel mit dem 400 Quadratmeter großen und zehn Meter hohen Arbeitszimmers Hitlers. Von 1949 bis 1953 ließ die sowjetische Militäradministration den Komplex abtragen und zerstören.
Die Kunstwerke von Breker, Thorak und Schmid-Ehmen überlebten die Zeiten. Die beiden riesigen „Schreitenden Pferde“ von Thorak, die die Gartenfront der Reichskanzlei schmückten, landeten auf einem sowjetischen Stützpunkt im brandenburgischen Eberswalde. Dort verschwanden sie zu Wendezeiten unter ungeklärten Umständen. Jetzt sind die Werke aus der NS-Zeit wieder aufgetaucht und von Ermittlern der Berliner Polizei beschlagnahmt worden.
„Wir hatten einen Tipp von Informanten bekommen, die sich in der Kunsthistorie gut auskennen“, sagte am Donnerstag eine Sprecherin des Berliner Landeskriminalamtes. Seit 2013 waren Beamte den Kunsträubern auf der Spur; ermittelt wurde gegen eine Gruppe von acht Männern. In Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz griffen die Ermittler zu. Außer den Thorak-Pferden wurden in einer Lagerhalle noch drei Monumentalreliefs von Arno Breker sichergestellt, sie heißen „Kameraden“, „Wächter“ und „Rächer“. Außerdem wurden mehrere Gegenstände gefunden, deren Herkunft noch geprüft werden muss, sagte die Polizeisprecherin. Vier Millionen Euro, so heißt es jedenfalls auf Internet-Seiten, sollen allein die beiden Pferde Wert seien. Die Polizei machte dazu keine Angaben.
Breker, Thorak und Kurt Schmid-Ehmen gelten als Nazi-Künstler. Jedenfalls entsprach ihr Monumentalstil den Vorstellungen und der Ästhetik der Nazi-Führung. Muskulöse Körper und „arische“ Detailtreue, das wollten die Nazis in der Kunst sehen. Dabei hatte der Präsident der Deutschen Akademie der Künste, Max Liebermann, Breker, der bis dato in Frankreich lebte, 1934 zur Rückkehr nach Deutschland gedrängt. Und Breker hatte von dem jüdischen Maler Liebermann, der die Nazis hasste und daraus auch keinen Hehl machte, nach dessen Tode im Jahr 1935 die Totenmaske genommen. Liebermann gilt als bedeutendster Vertreter des deutschen Impressionismus.
Später fertigte Breker im Auftrag der Nazis für die Reichskanzlei solche Skulpturen wie „Die Partei“ und „Die Wehrmacht“ – sie zeigen jeweils einen „germanischen Recken“ mit einer Fackel und einem Schwert. Thorak, der sich nach der Machtergreifung der Nazis von seiner jüdischen Frau und seinem Sohn trennte, stieg zu einem der Lieblingskünstler Hitlers auf.
Was mit den aufgefundenen Werken, die dem Bund gehören, geschieht, ist noch offen.
