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Bundes-Kulturstiftung Bundes-Kulturstiftung: Günter Grass macht sich für Halle stark

17.05.2001, 14:41

Halle/dpa. - Der LiteraturnobelpreisträgerGünter Grass hat vorgeschlagen, die geplanteBundeskulturstiftung in Halle anzusiedeln.Die Institution soll sich nach den Vorstellungenvon Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin(SPD) vor allem um die Förderung zeitgenössischerKunst kümmern. Grass sagte in einem Gesprächmit der Zeitschrift "Das Parlament", er seigegen Berlin als Sitz der Stiftung und favorisieredie weltberühmten Franckeschen Stiftungenin Halle.

Sachsen-Anhalts Kultusminister Gerd Harms(Bündnis 90/Die Grünen) hat den Vorschlagvon Grass gestern unterstützt. Es sei klugund konsequent, die geplante Stiftung in einemföderalen Staat nicht in der Hauptstadt zuetablieren. Der ehemalige Bundesaußenministerund gebürtige Hallenser, Hans-Dietrich Genscher(FDP), hält die Franckeschen Stiftungen aufgrundihres Ambientes für besonders geeignet.

HallesOberbürgermeisterin Ingrid Häußler (SPD) begrüßtden Vorstoß von Grass sehr: Es sei für dieneuen Länder wichtig, dass solche bedeutendenneuen Bundeseinrichtungen hier ihren Sitzbekämen. "Die Bundeskulturstiftung in Hallewürde ein sicht- und anfassbares Stück deutscherEinheit bedeuten", sagte Frau Häußler.

DerDirektor der Franckeschen Stiftungen, Jan-HendrikOlbertz, unterstrich im Gespräch mit der MitteldeutschenZeitung, dass eine Entscheidung für Halleein Zeichen im Prozess der europäischen Einigungsetzen würde. Schließlich hätten sich dieFranckeschen Stiftungen immer auch nach Osteuropaorientiert. Zudem sei Halle - im Gegensatzzu anderen Kulturstädten wie Weimar - eherphilosophisch als ideologisch vorgeprägt.Olbertz, der den Grass-Vorschlag mit Nachdruckunterstützen will, hält eine kulturpolitischeÜberbewertung Berlins für bedenklich. DiePflege der Nationalkultur sei nicht zentralisierbar.

Aus dem Staatsministerium für Kultur und Medienwar gestern keine Stellungnahme zu erhalten.Man wolle bis zum Beschluss des Bundeskabinettsüber die Finanz-Ausstattung der Kulturstiftungwarten.