Buchmesse Buchmesse: Heftige Kritik zum Auftakt
Frankfurt/Main/dpa. - Zur Eröffnung der Frankfurter Buchmessehaben Menschenrechtler den Ehrengast China erneut scharf kritisiert.«China ist nicht nur Weltmeister im Hinrichten und Foltern, sondernauch in Zensur», sagte der Vorstandssprecher der InternationalenGesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Martin Lessenthin, amDienstag in Frankfurt. Peking versuche, auch in anderen Ländernunbequeme Stimmen zum Verstummen zu bringen. Die Gesellschaft fürbedrohte Völker (GfbV) veröffentlichte einen Report über dieVerfolgung 130 kritischer Autoren in China. Dieser zeige, dass dieZeit nicht reif sei, um China zum Ehrengast der Buchmesse zuerklären, erklärte Asienreferent Ulrich Delius in einer Mitteilung.
Der exilchinesische Autor Bei Ling will die Messe dazu nutzen, derliterarischen Untergrundbewegung eine Stimme zu geben. «Es gibt nocheine andere Stimme», sagte der in den USA lebende Bei. DieChefredakteurin der Zeitung «Epoch Times» in Europa, Lea Zhou, warntevor einer Medienoffensive der chinesischen Führung. So werdeversucht, ausländischen Großkonzernen wie etwa Time Warner denEintritt in den chinesischen Filmmarkt zu erlauben - unterchinesischer Aufsicht. Zugleich würden chinesischsprachige Zeitungenim Ausland unterwandert und auf Linie mit der offiziellen Propagandagebracht. Die «Epoch Times» steht der Meditationsbewegung Falun Gongnahe, die in China als Sekte verboten ist.
Die frühere Generalsekretärin von Amnesty International inDeutschland und heutige Europaabgeordnete der Grünen, BarbaraLochbihler, kritisierte den Umgang der Messe mit dem Gastland China.Die Führung der Buchmesse habe sich nicht ausreichend erkundigt, mitwelchen Dialogpartnern sie es zu tun habe, sagte Lochbihler beiDeutschlandradio Kultur. «Es gibt eine Tradition derMenschenrechtsverletzungen in China und es gibt leider sehr wenigInnovationen, dass sich wirklich gegen diese Missstände vorgehenwollen.» China präsentiert sich unter dem Motto «Tradition undInnovation» auf der weltgrößten Bücherschau, die am Dienstagabend vonBundeskanzler Angela Merkel und Chinas Vizepräsident Xi Jinpingeröffnet wird.