Buchmarkt Buchmarkt: «Lust auf ein schön gemachtes Buch»

Köln/dpa. - Im stagnierenden deutschen Buchmarkt verzeichnenNischenverlage mit literarischen Spezialitäten eine rege Nachfrage.Dazu gehören der Kölner Greven Verlag, der Hirmer Verlag in Münchenoder auch Steidl in Göttingen.
Greven besteht seit 1827 und ist eine Schwesterfirma vom Greven'sAdressbuch-Verlag, der Telefonbücher, Gelbe Seiten undInformationsmedien herausgibt. Angefangen hat alles 1828 mit demdamaligen «Fremdenblatt der Stadt Köln». Heute bietet der Buchverlag,der seit fünf Generationen in Familienbesitz ist, ein breitgefächertes Programm von Spezialliteratur: Derzeit sind 70 Titellieferbar, insgesamt gab es rund 400 seit Bestehen.
In den Fremdenblättern wurde zwei Mal die Woche beschrieben,welche fremden Leute die Stadt betreten. «Das war für die Händler inKöln von Vorteil, weil sie wussten, mit wem Geschäfte gemacht werdenkönnen», sagt Damian van Melis, Geschäftsführer des Greven Verlags.Daraus resultierte dann der Adressbuchverlag. 1946 hat sich derVerlag von den Alliierten neu lizenzieren lassen. «Irrtümlicherteilten die Alliierten zuerst keine Lizenz zum Drucken vonAdressbüchern, sondern nur von Literatur. Deshalb ist der Verlagentstanden - durch einen Fehler beim Antrag», beschreibt van Melis.Heute ist aus dem Fehler jedoch ein florierendes Geschäft in einemSpezialsegment geworden.
«Wir bieten Bücher über Köln und das Rheinland, Kunst, Kultur,Geschichte, Bildbände, Sachbücher und Mundart», erklärt van Melis.Sein Geschäftsrezept: «Wir stellen sehr hochwertig gestaltete Bücherher und bemühen uns, dass die Form des Buches dem Inhalt entspricht.»Dazu zähle besonders eine Ausgabe zur Geschichte der Stadt in rund 30Bänden, die in den kommenden zehn Jahren erscheinen sollen.Durchschnittlich erscheinen die Buch-Spezialitäten in einer Auflagevon 1000 bis 6000 Stück. Zu Umsatz und Gewinn nennt van Melis keineZahlen. «Nur soweit: Der Verlag ist kerngesund.»
Auch beim Hirmer Verlag in München ist man mit der Nachfrage nachKunstbüchern zufrieden. «Es gab vor zwei bis drei Jahren mal einenEinbruch bei der Nachfrage. Aber jetzt gibt es sogar eher noch einenkleinen Anstieg», sagte eine Sprecherin in München. Der Verlag miteinem Umsatz im hohen einstelligen Millionenbereich konzentriert sichauf Bücher mit einem hochwertigen Druck mit «fundierten undverständlichen Texten». Dazu zählen laut Sprecherin Bildbände überMaler und Stilrichtungen sowie Reisebildbände mit den SchwerpunktenKunst und Kulturgeschichte.
Der Göttinger Steidl Verlag, bekannt für Bücher vonLiteraturnobelpreisträger Günter Grass auch über dessenbildkünstlerisches Werk wie Grafiken, Aquarelle und Skulptur-Abbildungen, ist ebenso zufrieden mit dem Interesse anBuchspezialitäten. «Die Nachfrage nach diesen Werken ist relativunabhängig vom Auf und Ab des deutschen Buchmarktes», sagt einSprecher des Verlages. Es gebe eine «Lust, ein schön gemachtes Buchzu kaufen».