Kommentar Leipzig lebt: 50 Verlage rufen zur Buchmesse nach Connewitz
Warum nach der Absage der Schau in Leipzig-Neuwiederitzsch die Gefahr besteht, dass die Alternative die interessanteste Messe des Jahrzehnts wird.

Halle/MZ - Die Leipziger Buchmesse ist tot, es lebe die Leipziger Buchmesse! Eine Woche nachdem die Glashallen-Buchmesse in Leipzig-Neuwiederitzsch abgesagt worden ist, wurde am Donnerstag die Fabrikhallen-Buchmesse in Leipzig-Connewitz angekündigt. Mehr als 50 Verlage wollen auf dem Gelände der „Kulturfabrik“ bieten, was eine Buchmesse ausmacht: Bücher, Lesungen, Begegnungen.
Mit dabei sind neben dem Mitteldeutschen Verlag aus Halle unter anderem die Verlage Aufbau, Suhrkamp, Wagenbach, Hanser, Matthes & Seitz und C. H. Beck. Auf die Bahn gebracht wurde die überfällige Aktion von den Verlegern Leif Greinus von Voland & Quist und Gunnar Cynybulk vom Kanon Verlag. Diese Aktion ist ein Befreiungsschlag und eine Ansage gleichermaßen. Heraus aus der zuletzt nur noch Besucherrekorde zählenden Drehkreuz-Falle (die Befreiung), hinein in einen Aufbruch, der nicht vergessen hat, dass das Vertreiben von Büchern nicht dasselbe ist wie das Verkaufen von Gummistiefeln (die Ansage).
Rohes wirtschaftliches und soziales Kalkül brachten die Messe zu Fall.
Christian Eger, MZ-Kulturredakteur
Dabei ist die Rede von „alternativer“ Messe genauso unsinnig wie von „unabhängigen“ Verlagen. Eine Messe ist eine Messe - und eine andere findet nicht statt. Und Verlage sind unabhängig oder keine seriösen Verlage. Zur Absage der Buchmesse in Leipzig-Neuwiederitzsch ist alles gesagt. Tatsächlich: alles. Was fehlt, ist, aus dem Gesagten Schlüsse zu ziehen. Hier gilt wie im richtigen Leben: Man muss nicht auf Leute warten, von denen man selbst nichts erwartet.
Rohes wirtschaftliches und soziales Kalkül brachten die Messe zu Fall, das Gegenteil von alldem könnte sie jetzt wieder aufrichten. Nicht zu unterschlagen ist indes: Es besteht die Gefahr, dass die Buchmesse von Connewitz die interessanteste Buchmesse des Jahrzehnts wird.
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