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Der Ausflug Dirk Kurbjuweit: Horror-Trip in der deutschen Provinz

Vier Freunde aus der Großstadt suchen Erholung im Spreewald. Doch ihre Paddel-Tour mündet in einer Flucht - weil einer von ihnen schwarz ist. Die Kanufahrt wird zur psychologischen Folter.

Von dpa 29.03.2022, 17:02
Dirk Kurbjuweits Roman „Der Ausflug“ soll verfilmt werden.
Dirk Kurbjuweits Roman „Der Ausflug“ soll verfilmt werden. -/Penguin Randomhouse/dpa

Berlin - Was als Suche nach Entspannung für ein paar Tage in der Idylle beginnt, endet für vier Freunde in einem makabren Psychothriller im Herzen der dunkeldeutschen Provinz.

Der „Spiegel“-Journalist und Schriftsteller Dirk Kurbjuweit entwirft in seinem neuen Roman „Der Ausflug“ mit viel Fingerspitzengefühl für Andeutungen, Symbole und Ahnungen eine Horror-Paddel-Tour, auf der seine jungen Protagonisten in eine Jagd um Leben und Tod geraten.

Amalia, ihr Bruder Bodo und ihre beiden Freunde Gero und Josef wollen für ein Wochenende die Sorgen des Alltags hinter sich lassen. Doch von Beginn an begleitet den Roman ein unheilvoller Ton. Am Abend vor der Abfahrt mit den beiden Kanus setzt mit der Begegnung mit Einheimischen in der Dorfschenke die Bedrohung ein, mit abfälligen Bemerkungen in Richtung Josef. Er ist ein Schwarzer.

Unsichtbare Jäger - Aussichtsloses Labyrinth

Der Spreewald wird für die frühere Schulclique zu einem ausweglosen Labyrinth. Die Freunde werden gejagt von Menschen, die sie nicht zu Gesicht bekommen. Die Orientierungslosigkeit in den Fließen schwappt über auf die Gruppe und bricht vollends mit einer Waffe herein, die den vieren zugespielt wird mit der Aufforderung, die Ermordung Josefs selbst in die Hand zu nehmen. Die anderen drei würden dann überleben. Eine Zwickmühle, an der Friedrich Dürrenmatt („Der Besuch der alten Dame“) wohl seine Freude gehabt hätte.

„Was mich eigentlich immer interessiert (...), ist der Mensch in Extremsituationen“, sagte Kurbjuweit jüngst in der Interview-Reihe „Das blaue Sofa“. In seinem neunten Roman macht er aus der anfangs verschworenen Großstadtgemeinschaft, die sich auf der hellen Seite der Gesellschaft wähnt, eine Gruppe, die sich den eigenen latenten Rassismen stellen muss. Eine Verfilmung des Romans ist dem 59-jährigen Autor zufolge bereits in Arbeit.

Dirk Kurbjuweit, Der Ausflug, Penguin Randomhouse, 192 S., 20,00 Euro, ISBN 978-3-328-60171-5