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Sogar Erich Mielke verhöhnt Anarchie in der Oberliga: Wie DDR-Fußballfans das MfS besiegten

Fußballstadien in der DDR waren eine Art rechtsfreier Zone. Polizei und Stasi mussten meist dulden, was sich die Fans an Freiheiten herausnahmen.

Von Steffen Könau 23.01.2022, 06:00
Fans des HFC Chemie bei einem Spiel der DDR-Oberliga im Wabbel-Stadion: Ihre Rivalitäten trugen die Anhänger in den Stadien, aber auch außerhalb aus.
Fans des HFC Chemie bei einem Spiel der DDR-Oberliga im Wabbel-Stadion: Ihre Rivalitäten trugen die Anhänger in den Stadien, aber auch außerhalb aus. Foto: Steffen Könau

Der Demonstrationszug formierte sich jeden zweiten Samstagnachmittag, gleich neben dem Fußballstadion der Stadt. Ohne Anführer, ohne Kommando und ohne verabredetes Ziel ging es los, vorüber an einigen wenigen Volkspolizisten, die aus gebührender Entfernung zuschauten. Mal wälzte sich der Zug der HFC-Fans zum Marktplatz, meist aber endete er am Bahnhof, in Rufweite der Gäste-Fans, die über andere Straßen hierher geleitet worden waren. Von Bereitschaftspolizeieinheiten mühsam auf Abstand gehalten, brüllten die beiden Gruppen sich Beleidigungen zu: „Scheiß Dynamo Dresden“ oder „Stasi raus“ schrien die rot-weißen HFC-Fans. „Rot-weiße Scheiße“ oder „Wir sind Berliner und ihr nicht“ schallte es zurück.