Brigitte Reimann Brigitte Reimann: Aus letztem Wohnsitz wurde eine Literatur-Oase

Neubrandenburg/dpa. - In einer kleinen Villa in der Gartenstraße 6 in Neubrandenburg entstand das bekannteste Werk von Brigitte Reimann (1933-1973), der Roman «Franziska Linkerhand». Die Villa wurde inzwischen durch einen Neubau, das Brigitte-Reimann- Literaturhaus, ersetzt. Doch darin stehen noch die Möbel der berühmten ehemaligen Bewohnerin des Grundstücks. Künftig soll eine Dauerausstellung die Schriftstellerin ehren, deren Nachlass dort gepflegt wird. Am Samstag (21.2.), dem 31. Todestag der Reimann, wird der Neubau fünf Jahre alt. Er beherbergt das Literaturzentrum Neubrandenburg.
In der mecklenburgischen Stadt verbrachte Reimann die letzten, von Krankheit gezeichneten Jahre ihres Lebens. Die aus Burg bei Magdeburg stammende Autorin war 1968 auf den Rat von Freunden in den Norden gezogen. Bis zu ihrem Tod lebte die Schriftstellerin in der Erdgeschosswohnung einer alten, kleinen Villa mit Erker, Terrasse und romantischem Garten. Dieses Haus sollte, so hatte es die Ratsversammlung Neubrandenburgs 1993 beschlossen, zu einem Literaturhaus für die Stadt umgebaut werden. Doch das Gebäude aus dem Jahr 1914 stürzte bei den Sanierungsarbeiten ein - und wurde durch einen Neubau ersetzt.
In einem 40 Quadratmeter großen Wohn- und Arbeitszimmer stehen seit Jahren Möbel und die Bibliothek der Reimann. Nun soll die Schau größer werden. «In den Flur hängen wir Polyacryltafeln mit Fotos, Zitaten und Dokumenten», berichtet Heide Hampel, Geschäftsführerin des Literaturzentrums. Das Wohn- und Arbeitszimmer soll mit Tafeln bereichert werden, auf denen ein fiktiver Dialog zwischen Texten aus dem Roman um die Architektin Linkerhand und berühmten Architekten zu lesen ist. Und: «Ich möchte, dass der Besucher künftig auch mal ein präpariertes Schubfach öffnen kann, in dem er etwas findet», sagt Hampel.
Die Ausstellungsmacher können aus einem reichen Fundus schöpfen. Im Reimann-Archiv im Literaturhaus befinden sich eine Handschrift zum Sibirientagebuch «Das grüne Licht der Steppen», das Typoskript des unvollendet gebliebenen Romans «Franziska Linkerhand», sowie Briefwechsel, Tagebücher, Rezensionen, die Originalbibliothek der Schriftstellerin mit 891 Bänden, Verfilmungen und Fernsehsendungen.
Unter besonderen klimatischen Bedingungen lagern im Keller des Literaturhauses auch die Nachlässe des Schriftstellers Hans Fallada (1893-1947), des ostdeutschen Komödienschreibers Rudi Strahl (1931-2001) und des Autoren Joachim Wohlgemuth (1932-1996). Am 21. Februar erhält das Literaturzentrum auch den Nachlass der Schriftstellerin Margarete Neumann (1917-2002). Die in Pommern geborene Autorin, deren literarisches Werk zwischen 1952 und 1991 in Neubrandenburg entstand, schrieb die Romane «Der grüne Salon» (1972), «Die Webers» (1976) und «Magda Adomeit» (1985).
«Ich verhandle noch über einen weiteren Nachlass», sagt Hampel, die in «ihrem» Haus auch regelmäßig Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler zu Gast hat - bei Lesungen, Gesprächen, Vorträgen, wissenschaftlichen Tagungen. 3000 Besucher kommen jährlich in die Gartenstraße 6. Das Literaturzentrum Neubrandenburg e.V. mit vier festen Angestellten wird von der Stadt Neubrandenburg und dem Kultusministerium des Landes Mecklenburg-Vorpommern gefördert. Das Budget ist allerdings kräftig gekürzt worden: «Wir mussten unsere Archivhilfe entlassen. Bei weiteren Kürzungen können wir das Programm für 2005/06 nicht erhalten», befürchtet die Leiterin des Hauses.
Internet:
Reimann-Literaturhaus: www.literaturzentrum-nb.de