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Billy Idol Billy Idol: Der Jubilar glänzt mit Waschbrettbauch

Von Hendrik Kranert 01.12.2005, 19:12

Leipzig/MZ. - Arme wie Möbelpacker

Ach ja, es war der 50. Das sollte man nicht vergessen. "Fifty years young", brüllte William Broad, wie Idol bürgerlich heißt, seinen 4 500 Geburtstagsgästen entgegen: "Fifty years, but I feel younger." Sprach's und trat nicht nur den akustischen sondern auch optischen Beweis an. Bei "Scream", der ersten Single-Auskopplung aus seinem aktuellen Album "Devils Playground" - dem ersten seit zwölf Jahren - riss sich Idol das Unterhemd vom Leib. Zum Vorschein kamen ein schweißglänzender Waschbrettbauch und die Oberarme eines Möbelpackers. Oh ja, es gibt 30-Jährige, die auch ohne Idol'sche Drogen- und Alkoholexzesse schlechter aussehen.

Billy aber, das Frauen-Idol, durchmaß ohne Anzeichen von Erschöpfung im Sauseschritt die mehr als 30 Jahre seiner Punk-Karriere. Nur bei "Sweet Sixteen", wo er selber zur akustischen Gitarre griff, und bei einer Cover-Version von "Louisiana", wurde es etwas ruhiger.

Gelegenheit für das Publikum, dem Wahl-Kalifornier nicht nur Applaus zu spenden, sondern auch immer mal wieder "Happy Birthday" zu singen. Nur einmal überspannte Idol den Bogen - auf das schräge "Yellin at the Xmas tree" von seiner neuen Platte hätte er verzichten können. Doch zum 50. ist ein Ausrutscher erlaubt.

Gänzlich ohne einen solchen spielte sich Idols Band durch den Abend. Allen voran sein alter Kumpel Steve Stevens: Der Ausnahmegitarrist traktierte seine Gibson nicht nur auf dem Rücken, sondern eine zwölfsaitige Akustikgitarre bei einem fünfminütigen Solo auch so, als hätte die Klampfe noch zwei Schwestern im Saal. Brian Tichy an den Drums, Stephen McGrath am Bass und Derek Sherinian an den Keyboards komplettierten das Rock'n-Roll-Orchester.

Rosen am Schlagzeug

Wobei Tichy ab und an Unterstützung von Idol erhielt, der dafür im Gegenzug herunter gefallene Drumsticks an die Fans verschenken durfte. Nach mehr als zwei Stunden schickte der frisch gebackene Jubilar sein treues Publikum mit "Rebell yell" und "Money, Money" nach Hause. Griff sich den Strauß roter Rosen, den er sittsam vor dem Schlagzeug abgelegt hatte. Und verschwand.

Nicht etwa zur heiteren Altrocker-Geburtstagsfete ins Hotel. Sondern in den Tourbus Richtung Stuttgart. Auch junggebliebene 50-jährige Rocker brauchen ihren Schlaf.