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Berliner Philharmoniker Berliner Philharmoniker: Franz Xaver Ohnesorg gibt Intendanz auf

08.10.2002, 17:20
Xaver Ohnesorg
Xaver Ohnesorg dpa

Berlin/dpa. - Der Intendant der Berliner Philharmoniker, Franz Xaver Ohnesorg, tritt nach nur einem Jahr im Amt zurück. Der Musikmanager gebe seine Position aus persönlichen Gründen zum 1. Januar auf, teilte die Stiftung Berliner Philharmoniker am Dienstag überraschend mit. Ohnesorgs Vertrag lief noch bis zum 31. August 2006.

Einzelheiten zu den Gründen wurden nicht genannt. Es hieß lediglich, Ohnesorg habe den Stiftungsvorstand aus persönlichen Gründen gebeten, ihn von seiner Verpflichtung als Intendant und Sprecher des Stiftungsvorstandes mit Wirkung vom 1. Januar 2003 zu entbinden.

«Da die Gründe für den Wunsch von Prof. Franz Xaver Ohnesorg persönlicher Natur sind, sind die Parteien übereingekommen, keinerlei Auskünfte über die Beweggründe zu geben», hieß es ergänzend in der Presseerklärung der Orchester-Stiftung, die auch von Ohnesorg und dem Chefdirigenten Sir Simon Rattle unterzeichnet ist. «Die übrigen Mitglieder des Stiftungsvorstandes kennen und billigen die von Herrn Ohnesorg genannten Gründe und respektieren und akzeptieren den Wunsch von Herrn Ohnesorg.» Der Intendant wurde gebeten, dem Orchester und seinem Chefdirigenten als Berater für die Dauer seines Intendantenvertrages bis August 2006 zur Verfügung zu stehen. Das habe Ohnesorg zugesagt.

Der Intendant war im September 2001 auf Bitten des damaligen Kultursenators Christoph Stölzl (CDU) als Nachfolger von Elmar Weingarten nach Berlin gekommen. Zuvor hatte er nur zwei Jahre die New Yorker Carnegie Hall als künstlerischer Direktor geleitet und nach persönlich gefärbten Auseinandersetzungen dem Konzerthaus den Rücken gekehrt.

Als Intendant der Berliner Philharmoniker hatte Ohnesorg die Umwandlung des Orchesters in eine Stiftung und den Antritt des neuen Chefdirigenten Sir Simon Rattle ab Sommer 2002 als Nachfolger von Claudio Abbado in die Wege geleitet. Mit dem Stiftungsmodell wollte Ohnesorg dem berühmten Orchester eine größere finanzielle Eigenständigkeit verschaffen.

In den letzen Monaten waren allerdings auch Meinungsverschiedenheiten zwischen Ohnesorg und dem Orchester laut geworden. Viele Musiker stören sich dabei vor allem an der ihrer Meinung nach zu exponierten Rolle Ohnesorgs neben dem neuen Chefdirigenten. Verwunderung hatte auch das erstmalige Fehlen der Philharmoniker im Programm der diesjährigen Berliner Festwochen ausgelöst. Verbunden mit der Umwandlung des Orchesters in eine Stiftung war die Auflösung einer von den Orchestermitgliedern gebildeten Gesellschaft, die Einnahmen aus CD-Einspielungen und Medienauftritten verwaltete und an die Musiker verteilte.

Ohnesorg ist nach dem Intendanten der Deutschen Oper, Udo Zimmermann, binnen zehn Tagen der zweite prominente Kulturschaffende in der Hauptstadt, der sein Amt vorzeitig aufgibt. Zimmermann will am Ende der laufenden Spielzeit abgeben.