Berlinale Berlinale: Ein Mädchen mit Flügeln fällt vom Himmel herab
BERLIN/MZ. - Das Publikum ist bunt gemischt, bevor es losgeht, wird über die Reihen hinweg laut und aufgeregt diskutiert und die kleinen Zuschauer halten mit ihren Gefühlen nicht hinterm Berg, jubeln schon mal in eine Szene hinein oder fiebern hörbar mit.
"Generation" hat sogar ihre eigene Jury, die mit Kindern und Jugendlichen besetzt ist. Auch sie dürfen Bären vergeben: Die sind aus Glas und geht an den jeweils besten Kurz- und Langfilm. Die besten Jugendfilme werden schon am Freitag ausgezeichnet, die besten Kinderfilme am Samstag - vor der Bärenvergabe beim "großen" Wettbewerb der Berlinale. Gute Chancen hat zum Beispiel der fantasievolle "Iep!", der von Warre und Tine erzählt, einem Paar, das sich sehnlichst ein Kind wünscht. Eines Tages fällt eins vom Himmel, ein Mädchen - aber es hat Flügel! Sie nennen das Geschöpf "Birdie". Eines Tages fliegt ihnen "Birdie" wieder davon und die Suche nach ihr führt bis ans Meer.
Die Eltern müssen erkennen, dass man ein Wesen mit Flügeln einfach nicht festhalten kann. "Birdie" wird gespielt von der siebenjährigen Kenadie Jourdin-Bromley, die kleinwüchsig ist. Im Publikumsgespräch nach dem Film stellten die Zuschauer interessierte Fragen: "Warum ist Kenadie so klein?", "War es aufregend, in einem Film mitzuspielen?" Und: "Wie haben Sie das mit den Flügeln gemacht?". So wie in "Iep!" geht es in den Filmen dieser Sektion oft um Familie. So zum Beispiel auch in "This Way Of Life", das ebenfalls gute Bärenchancen hat. Filmemacher Thomas Burstyn hat die Maoris Peter und Colleen Karena aus Neuseeland, ihre sechs Kinder und 50 Pferde vier Jahre lang begleitet.
In diesen vier Jahren ist viel passiert: Die Familie lebt sehr naturverbunden und in Freiheit. Das wird auf eine tragische Probe gestellt, als eines Tages ihr Haus abbrennt und sie in Zelte am Strand umziehen müssen. Ein klassischer "Generation"-Film im besten Sinne: Er fasziniert nicht nur das junge Publikum, sondern auch erwachsene Zuschauer.
Gefühlvolles Drama oder Doku - das junge Programm deckte viele Genres ab. Auch Animationsfilme sind dabei. Der kleine Pochi ist der Held in "Welcome To The Space Show". Pochi sieht aus wie ein Hund, ist aber ein Alien. Fünf Grundschüler finden ihn in einem Wald. Sie verbringen dort ihre Sommerferien in einem Camp. Weil sie Pochi geholfen haben, fragt er: "Wohin möchtet ihr am liebsten reisen?" - und los geht es! Ein liebevoll inszeniertes Abenteuer beginnt.
Ganz realistisch ist der Blick auf Lial, Hassan und Maradona, drei Geschwister, die im Berliner Bezirk Neukölln aufgewachsen sind und sich als HipHop-Tänzer und Musiker einen Namen gemacht haben. Doch ihre Familie hat kein Bleiberecht - seit 18 Jahren nicht. Sie könnten jederzeit in den Libanon abgeschoben werden. Nur Lial und Hassan dürfen befristet sicher bleiben und schmieden Pläne, wie ihr Talent die Familie vielleicht vor der Abschiebung bewahren könnte.
Doch ganz so einfach ist das nicht, es beschwört Konflikte zwischen den drei Geschwistern herauf. "Neukölln Unlimited" ist für alle ab 14 Jahre gedacht und überzeugt mit Sensibilität und angstfreiem Blick auf ein außergewöhnliches Familienleben in Deutschland. Damit hofft auch er zu Recht auf einen Gläsernen Bären.