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Berlin Berlin: Romy Haag feiert 50-jähriges Bühnenjubiläum

Von Caroline Bock 04.11.2010, 13:43

Berlin/dpa. - Romy Haag (59), einst der schillernde Showstar desBerliner Nachtlebens und Freundin von David Bowie, feiert ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum. Nostalgisch wird sie nicht. «Die schönstenJahre sind jetzt», sagt die Sängerin, die mit neun Jahren zum erstenMal in einem Kinderzirkus auftrat. «Ich mache die Lieder, die ichliebe. Ich habe wahnsinnig gute Musiker. Und wir rocken gut ab.»

«Ich habe keine Lust, mich auf jugendlich zu trimmen», sagt Romy.«Ich bin botoxfrei. Da hätte ich überhaupt keine Mimik auf der Bühne- das geht nicht.» Auch aufgespritzte Lippen mag sie nicht. Aberetwas nachgeholfen hat sie doch, dass sie unter den feuerroten Haarenso glatt aussieht, gibt sie freimütig zu. Da gab es ein kleinesLifting vor zehn Jahren - «ein bisschen TÜV».

Gerade hat Romy im Tipi-Zelt am Kanzleramt mit rauchiger Stimme«Wild Side» von Lou Reed gesungen. Am Samstag und Sonntag tritt siedort zum Jubiläum auf, mit eigenen Liedern und Songs von Brecht bisBowie. «Giovanni, dankeschön! Ich habe mich wohlgefühlt», ruft siedem Techniker zu, als die Kameras aus sind. SchwarzesPaillettenoberteil, mondäne Handschuhe, perfektes Make-up: Auf derBühne ist Romy ein Vollprofi. «Moving on» heißt ihre neue CD.

Ihre Showkarriere führte sie aus der holländischen Heimat nachParis und New York. Sie spielte in Filmen mit und nahm 17 Plattenauf. Legendär war in den 70er Jahren ihr West-Berliner Cabaret «ChezRomy Haag», wo die Rolling Stones und Tina Turner zu den Gästengehörten. David Bowie soll sogar ihretwegen an die Spree gezogensein. Haben die beiden heute noch Kontakt? «Ach, nee. Das hat sichlangsam auseinandergelebt, glaube ich.»

Früher war die als Junge geborene, transsexuelle Romy Haag imFernsehen der Paradiesvogel. Sie selbst sieht sich als hartarbeitende Frau. «Ich wollte nie ein Freak sein, ich wollte Respekt»,hat sie einmal gesagt. Sie engagiert sich im Kampf gegen Aids. DieMedien findet sie scheintolerant. «Wenn Schwule, Drag-Queens oderTrans (-sexuelle) erscheinen, darf es nur zum Ablachen sein undthat's it.»

In den 90er Jahren hatte die Entertainerin eine eigeneFernsehsendung im Dritten, den «Hexenkessel». Sie hätte heute wiederLust auf ein TV-Format - mit Platz für Künstlerauftritte. Mit ihrenMusikern und anderen Kollegen arbeitet sie zum Teil schon seitJahrzehnten zusammen. «Das ist wie eine große Clique.»

Die Entertainerin hat viel von der Welt gesehen, Berlin ist ihreHeimat geworden. Ob sie nächstes Jahr eher für Klaus Wowereit oderRenate Künast im Rathaus wäre, lässt sie offen. Romy Haag ist Fan vonWalter Momper, dem einstigen SPD-Bürgermeister mit dem roten Schal.Altes Berlin eben.