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Terror in Sydney Australiens Premier: IS-Ideologie führte zu Anschlag

Nach dem Anschlag in Sydney mehren sich Hinweise, dass die Attentäter von der Terrororganisation IS beeinflusst waren. Während das Land um die Opfer trauert, machen weitere Fälle von Zivilcourage Mut.

Von dpa Aktualisiert: 16.12.2025, 06:11
In Australien gedenken die Menschen der Opfer des Anschlags.
In Australien gedenken die Menschen der Opfer des Anschlags. Mick Tsikas/AAP/dpa

Sydney - Die Attentäter des Terroranschlags auf ein jüdisches Fest in Sydney waren nach Darstellung des australischen Premierministers Anthony Albanese anscheinend von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) beeinflusst. „Es scheint, dass (der Anschlag) durch die Ideologie des Islamischen Staates motiviert war“, sagte Albanese dem Radiosender ABC Sydney. Die Angreifer, Vater und Sohn, hätten kurz zuvor eine „militärähnliche Ausbildung“ auf den Philippinen erhalten, berichtete zudem der Fernsehsender ABC unter Berufung auf Quellen der Sicherheitsbehörden. 

Bei dem Anschlag am Sonntag am berühmten Strand Bondi Beach töteten die Angreifer 15 Menschen. Der 50-jährige Vater wurde von Einsatzkräften am Tatort erschossen. Sein 24-jähriger Sohn wurde angeschossen und festgenommen - er liegt nach wie vor mit schweren Verletzungen im Krankenhaus, soll Berichten zufolge inzwischen aber außer Lebensgefahr sein. Er habe seit langem Verbindungen zu Mitgliedern eines australischen Netzwerks von IS-Unterstützern gehabt, berichtete ABC weiter.

Selbstgemachte IS-Flaggen im Auto

Premierminister Albanese hatte zuvor gesagt, der australische Inlandsgeheimdienst habe den damaligen Teenager vor sechs Jahren wegen Verbindungen zu einer in Sydney ansässigen Terrorzelle des IS überprüft. Der Chef der Polizei des Bundesstaats New South Wales, Mal Lanyon, bestätigte derweil laut dem „Guardian“, dass die beiden Attentäter im vergangenen Monat auf die Philippinen gereist waren. Der Zweck dieser Reise werde untersucht. 

In dem Auto, das auf den Sohn zugelassen ist, befanden sich laut Lanyon mehrere Sprengsätze und zwei selbstgemachte IS-Flaggen. Man arbeite weiterhin daran, die Hintergründe des Anschlags aufzuklären. 

Premier: Held von Sydney „Inspiration für alle Australier“

Unterdessen besuchte Albanese den Mann, der einen der Angreifer überwältigt hatte, im Krankenhaus. Der 43-jährige Ahmed al-Ahmed sei ein „wahrer australischer Held. Er ist sehr bescheiden“, sagte Albanese vor Reportern.

„Er hat sich entschlossen einzugreifen, und sein Mut ist eine Inspiration für alle Australier“, sagte der Premier. Der in Syrien geborene Al-Ahmed hatte den Angreifer von hinten gepackt und ihm nach kurzem Kampf die Waffe entrissen, wie millionenfach in sozialen Netzwerken geklickte Aufnahmen zeigen. Er erlitt Schusswunden in der Schulter und muss mehrfach operiert werden. 

Berichte über weitere Fälle von Zivilcourage

Die Zeitung „Sydney Morning Herald“ berichtete derweil von einem weiteren Fall von Zivilcourage. Demnach zeigten Aufnahmen einer in einem Auto installierten Videokamera, wie ein Paar zuvor versuchte, denselben Angreifer zu stoppen. Die Passanten hätten den Mann angegriffen, als er bewaffnet aus seinem Auto stieg, hieß es. Das Paar habe ihn auf die Straße gestoßen und ihm das Gewehr aus den Händen gerissen. Der Angreifer sei danach zurück auf den Gehweg getaumelt, hieß es. Drohnenaufnahmen, die nach dem Vorfall gemacht worden seien, zeigten das Paar tot nebeneinander auf dem Gehweg liegend, berichtete die Zeitung. Ihre Identitäten seien bislang nicht öffentlich bekannt. 

Der „Guardian“ berichtete zudem über andere Aufnahmen, auf denen ein Mann zu sehen ist, wie er einen Gegenstand auf denselben Angreifer wirft, nachdem dieser von Ahmed al-Ahmed entwaffnet worden war. „Er schaffte es, Ziegelsteine zu werfen, er schrie ... und beschützte seine Gemeinde, er wurde erschossen“, wurde die Tochter des Mannes von der Zeitung weiter zitiert. 

Sydney Opera House erstrahlt mit Bild von Chanukka-Leuchter 

Im Gedenken an die Opfer und als Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinde wurde das berühmte Opernhaus von Sydney am Montagabend mit dem Bild eines Chanukka-Leuchters angestrahlt. Ein neunarmiger Leuchter war auf den Segeln des Wahrzeichens zu sehen, wie Fotos zeigen. 

Premier: Wir möchten den Antisemitismus ausmerzen

Die Regierung stufte die Tat vom Sonntag als antisemitischen Terroranschlag ein. Auf die Frage von ABC Sydney, ob er das Gefühl habe, genug gegen Antisemitismus in seinem Land getan zu haben, erwiderte Premier Albanese: „Wir tun, was wir können.“ Man werde weiter gegen Judenfeindlichkeit vorgehen. „Wir möchten den Antisemitismus ausmerzen. Das ist das Ziel.“

Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, der zum Gaza-Krieg führte, ist es nach Angaben jüdischer Repräsentanten zu einem drastischen Anstieg antisemitischer Übergriffe in Australien gekommen. 

Laut der Sonderbeauftragten für den Kampf gegen Antisemitismus, Jillian Segal, nahmen die Vorfälle allein von Oktober 2023 bis September 2024 um 316 Prozent zu. Es seien mehr als 2.000 Fälle gemeldet worden, darunter Drohungen, Übergriffe, Sachbeschädigungen und Einschüchterungen. Dazu zählte sie einen Brandanschlag 2024 auf eine Synagoge in Melbourne. Auch in anderen Ländern kam es infolge des verheerenden Gaza-Kriegs vermehrt zu antisemitischen Vorfällen.