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Band Band: Fehlfarben kann vom Punk nicht lassen

Von mathias schulze 28.09.2012, 16:51

leipzig/MZ. - Sie hatten sich zwischendurch selbst abgeschrieben. Die erneute Vereinigung gelang 2002, die Auszeichnung vom "Rolling Stone" für das Debütalbum "Monarchie und Alltag" zur besten deutschsprachiger Platte gab es 2011. "Xenophonie" ist das vierte Album seit dem Neustart, insgesamt das 13.

Das Wortspiel soll verstanden werden. Sie stehen nicht für Xenophobie, für Fremdenfeindlichkeit, sondern für das Gegenteil. Auf der aktuellen Konzerttour passiert etwas: Die Zeile "Auferstanden aus Ruinen" bekommt eine Anschauung. Diesmal ohne Opfer. Hier verwirklicht sich der Begriff Punk. Der Sänger Peter Hein versammelt all jene um sich, die in der alten Szene verwurzelt sind, ignoriert Bauchansätze und zeigt der jüngeren Generation, was ein geschlossener Kosmos ist.

Es ist wieder alles drin, in den Texten: Politisch eindeutig geht es gegen Rating-Agenturen und zwischenmenschlich verständlich wird die nahende Herbstdepression vertont ("Aus Wolken von Chancen regnet Gift auf den Weg"). Im Grunde wird eine bürgerliche Traditionen eingefordert, Religionskritik geübt ("Denn darum geht's doch bei der Glauberei, dass der eine lauter als der andre sei") und die Bejahung der allzu bekannten Widersprüche gefeiert ("Im Widerspruch, im Widerspruch. Da lebt es sich nochmal so gut").

"Fehlfarben" wollen sich an der Gegenwart messen lassen, legen Nostalgie ab, blicken mit Hilfe krachend eingespielter Gitarrenriffs trotzig nach vorn, fordern das Hier-und-Jetzt heraus: "Platz da, mach den Weg frei. Wir sind die Sperrspitze der Kulturindustrie, wir fliegen viel, doch verirren uns nie."

Diese Selbstbehauptung funktioniert mit dem Griff zur Rotzigkeit. Auf alles und jeden. Wie das guter Punk halt macht. Was wäre er ohne Feindbilder? Medienvertreter ("Wo die Mediendeppen über endlose Treppen ihre Ausrüstung schleppen, um Kontakte zu neppen"), Beschäftigte der Arbeitsagentur haben hier keine Chance. Sie sind wie all jene, die das Geschäft in den Vordergrund rücken: Ein Arsch mit Ohren im Anzug, erreichbar unter "www.du-arschloch.de" Die Musiker haben sich im Punkkosmos eingeschlossen und reflektieren das Showbusiness ("Die Antworten sollen nicht mehr lustig sein. Das Frühwerk am Hals wie ein Mühlenstein"). Dort behaupten sie sich, die Ironie fällt ihnen sichtlich schwerer. Dennoch: Besser kann man in deutscher Sprache den Mainstream nicht verweigern.

Die Bandmitglieder, allesamt Mitte 50, haben sich erfolgreich abgeschlossen vom Rest der Welt: "Ich muss doch schon lange nicht mehr probieren die Lage, wie sie ist, zu kommentieren. Ich hab doch lange genug gelebt vom Kopieren, um jetzt noch den Durchblick zu verlieren." Man glaubt ihnen.