Ballett in Halle Ballett in Halle: Ralf Rossa zeigt "Die Kameliendame" - Die Liebe von Marguerite endet tragisch

Halle (Saale) - Alexandre Dumas’ „Kameliendame“ stirbt an Tuberkulose. Und ist unsterblich. Das ist vor allem Verdis „Traviata“ zu verdanken. Die Kurtisane, die sich verliebt und den Wechsel ins bürgerliche Leben versucht, aber vom Vater des jungen Mannes dazu bewegt wird, wegen des Familienrufs auf ihn zu verzichten. Sie tut es, und er findet erst am tragischen Ende zu ihr zurück.
Als große Oper funktioniert das immer noch. Als Ballett - so schlicht und gradlinig erzählt, wie jetzt in Halle von Ralf Rossa - kommt es an die emotionale Wucht der Oper nicht heran. Es ist ein Unterschied, ob das Orchester im Graben sitzt oder Tschaikowski und Rachmaninov aus der (leider auch so klingenden) Konserve beigesteuert werden. Vor allem aber sind die Szenen zwischen Marguerite und ihrem Verehrer Gaston, dann mit Armand im Salon mit gerafften blauen Vorhängen oft ebenso vorhersehbar wie die Ballbilder zwischen ebensolchen Vorhängen in Rot unter gewaltigen Kronleuchtern.
Opernhaus Halle: Ralf Rossa erzählt schlicht und gradlinig
Für die kurze Zeit der Idylle auf dem Land wechselt Matthias Hönigs Bühnenoptik in ein sommerliches Tschechow-Hell mit weitem Blick übers Kornfeld. Wenn dann für eine Gewitterszene die wehenden XL-Gardinen verschwinden und die Projektion der Weite Atmosphäre imaginiert, das getanzte Chaos sekundenweise einfriert, punktet nicht nur die Truppe mit beredtem Ausdruck, sondern auch die Choreografie mit dem Charme der Überraschung.
Das gelingt dem mitchoreografierenden Michal Sedláček auch als Tänzer, wenn er im zweiten Teil als wütend verletzter und verletzender Armand die ganze Ballgesellschaft mit fantastischen Grätsch-Sprüngen umrundet und einschüchtert. Dafür wird er am Ende zu Recht gefeiert. Wie Yuliya Gerbyna in der Titelrolle für ihre ausdrucksstarke Marguerite, Denise Dumröse für die Madame Flora und Johan Plaitano für seinen smarten Gaston.
Als Vater, der dazwischen funkt, ist Andrij Holubovskyy (nicht so recht nachvollziehbar) immer mit von der Partie. Die Rossa-Fans waren sich am Ende im Jubel einig. Dass im Opernhaus Halle immer nur der avantgardistische Neuerungsfuror wütet, kann man nach diesem Abend jedenfalls nicht sagen. (mz)
››Nächste Vorstellung am 29. November um 19.30 Uhr