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Avril Lavigne Avril Lavigne: Braves wildes Girl

Von Thomas Kunze 10.03.2003, 21:34

Berlin/dpa. - Avril Lavigne stößt die Faust in die Luft und springt in einem Riesensatz an den Rand der Bühne. Die Pose des braven wilden Girls gehört zum Image des gerade 18-jährigen Shooting- Stars der amerikanischen Pop-Szene. Jubel und Kreischen der Teenager empfängt die Kanadierin am Sonntagabend in der ausverkauften Berliner Columbia-Halle. Zum Auftakt der ersten Deutschlandtour der «Punkprinzessin» sind 3500 Fans gekommen, darunter sogar zehnjährige Mädchen in der Obhut ihrer Eltern.

Mit dem schnellen, ein wenig punkigen «Sk8ter Boi» legen die Sängerin und ihre schon gut auf sie eingespielte Band einen furiosen Start hin. Die nur 1,56 Meter große Schöne mit dem langen braunen Haar trägt ein unprätentiöses Outfit, das, wie sie meint, am besten zu ihr passt - Dicki-Jeans und ein eng anliegendes Military-Shirt. Bisher hat sie noch allen Ratschlägen widerstanden, sich bei ihren Auftritten sexy auszustaffieren. Authentizität ist eine der Eigenschaften, mit denen Avril bei Jugendlichen punktet. In ihrer Freizeit fährt sie, wie sie gern erzählt, mit den Jungs ihrer Band Skateboard.

Bewusst versucht die junge Sängerin mit der großartigen Stimme, sich als Individualistin von der Masse der Pop-Girlies abzusetzen. So wird sie auch als eine Art Anti-Britney-Spears vermarktet. «Ich lebe meinen großen Traum. Ich frage, was ich will, sage, was ich will und singe, was ich will», lautet ihr Leitspruch.

In dem 5000-Seelen-Nest Napanee im kanadischen Bundesstaat Ontario aufgewachsen, sang sie zuerst im Gospelchor und brachte sich auf Vaters Gitarre die ersten Griffe bei. Bereits als 15-Jährige hatte sie einen Vertrag bei einer amerikanischen Plattenfirma. Mit 17 kam der große Durchbruch. Dass sie dabei, wie sie beteuert, sie selbst geblieben ist, imponiert vielen Mädchen. Inzwischen wird sie sogar als Vorreiterin einer neuen Rock-Generation gehandelt und, was ihr aber gar nicht recht ist, mit kanadischen Gesangsstars wie Alanis Morissette verglichen.

Im Konzert verlangsamt Avril nach den ersten Titeln das Tempo, bewegt sich kaum noch auf der Bühne, und ihre Gitarristen, die plötzlich wie ihre Beschützer wirken, übernehmen fast gänzlich die Bühnenshow. Sie steht und wirkt nicht mehr wie die unzähmbare wilde Göre, sondern wie ein erschöpftes braves Mädchen. Dafür haben die Zuhörer jetzt mehr Muße, sich auf die wirklich schöne Stimme der Avril Lavigne zu konzentrieren, deren Potenzial noch längst nicht ausgereizt sein dürfte.

Die Künstlerin stellt auf der Tournee ihr Debütalbum «Let Go» vor, mit dem sie international aufhorchen ließ. Bei ihrem Super-Hit «Complicated» singt das ganze Auditorium mit. In ihren allerdings eher netten Songs verarbeitet sie nach eigenen Worten Alltagserfahrungen als Teenager - Liebeskummer, Probleme mit Jungs. Das, worüber sie singe, habe sie selbst erlebt und gefühlt. Vor der Halle warten hunderte Eltern, um ihre müden, aber glücklichen Sprösslinge in Empfang zu nehmen.

Auch die folgenden Konzerte von Avril Lavignes «Try To Shut Me Up»-Tour am Montag in Köln, am Mittwoch in München und am 16. März in Hamburg sind ausverkauft.