Auszeichnung Auszeichnung: Pulitzerpreis für Jeffrey Eugenides
New York/dpa. - Der in Berlin lebende US-Schriftsteller Jeffrey Eugenides hat mit seiner sozialkritischen Familiensaga «Middlesex» den begehrten Pulitzerpreis gewonnen. Die Auszeichnung wurde ihm am Montagabend bei einer Feierstunde an der Columbia Universität in New York zugesprochen. Sein Roman schildert auf 529 Seiten den Werdegang einer griechischen Immigrantenfamilie in der Autostadt Detroit. Das ist auch die Heimat des Autors, der durch ein Stipendium des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) nach Berlin kam und mit Frau und Tochter im Stadtteil Schöneberg lebt.
Eugenides hat sich wie auch sein Landsmann und Freund Jonathan Franzen («Die Korrekturen») die Erzähltechnik großer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts zu eigen gemacht. Vorbilder sind Dostojewski, Tolstoi oder auch James Joyce. Eugenides verfolgt die Geschichte der Stephanides über drei Generationen oder gut 50 Jahre hinweg und verwebt sie mit dem Zeitgeschehen, den Jahren der Depression, dem Zweiten Weltkrieg, Rassenunruhen und der Hippie-Bewegung.
Erzähler seines Monumentalwerks ist Calliope alias Callie alias Cal, jüngstes Mitglied der Familie, der/die wegen eines Gendefekts als Pseudo-Hermaphrodit zur Welt kommt. Cal ist vom Erbgut her männlich, ihr fehlen aber die äußeren Geschlechtsmerkmale eines Mannes. Durch sie wird «Middlesex» auch zur Geschichte von der Seelenqual eines Mischwesens.
Acht Jahre schrieb Eugenides an dem Roman, drei davon in Berlin. Dort, im Berlin der Gegenwart, spielen auch einige der spannendsten Passagen von «Middlesex». Rowohlt will die deutsche Übersetzung am 17. Mai auf den Markt bringen. Schon der erste Roman des Amerikaners, «The Virgin Suicides» (1993, «Die Selbstmord-Schwestern»), war ein internationaler Bestseller - und von Sofia Coppola verfilmt worden.
Der Pulitzer-Preis für Biografien wurde Robert Caro für «Master of the Senat», den dritten Band seines biografischen Werkes über den US- Präsidenten Lyndon B. Johnson, zugesprochen. Caro hatte 1975 mit der Biografie «The Power Broker: Robert Moses and the Fall of New York» seinen ersten Pulitzerpreis gewonnen. Der Drama-Preis ging an den gebürtigen Kubaner Nilo Cruz für sein Bühnenstück «Anna in the Tropics». Cruz gilt als politischer Provokateur.
Den Pulitzerpreis für Geschichte erhielt Rick Atkinson, ehemals bei der «Washington Post», für sein Werk «An Army at Dawn: The War in North Africa, 1942-1943». In der Kategorie Sachbuch gewann Samantha Power für ihren Titel «A Problem from Hell: America and the Age of Genocide», in dem die Autorin die Verantwortung der USA hinterfragt, Völkermorde in anderen Ländern zu verhindern.
Paul Muldoon wurde für seine Gedichtsammlung «Moy Sand and Gravel» und der Komponist John Adams für sein Werk «On the Transmigration of Souls» belohnt. Das Werk lässt die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 zu Wort kommen und war im Herbst vergangenen Jahres von den New Yorker Philharmonikern uraufgeführt worden.
Der Pulitzerpreis für den Dienst an der Öffentlichkeit wurde dem «Boston Globe» zuerkannt - in Anerkennung seiner «mutigen und umfangreichen Berichterstattung über sexuelle Vergehen von Priestern der römisch-katholischen Kirche». Es ist bereits der 16. Pulitzer für die Bostoner Tageszeitung und der 3. in der Kategorie «Dienst an der Öffentlichkeit».
Die «Washington Post» wurde mit drei Preisen bedacht - für eine Serie über Mexikos Strafrecht, ihre politischen Kommentare und Filmkritiken. Die «Los Angeles Times» verdiente sich ebenfalls drei der höchsten US-Medienpreise, darunter für ein Feature über einen Jungen in Honduras auf der Suche nach seiner Mutter in den USA. Auch die «New York Times» kam wieder zum Zuge, und das «Wall Street Journal» gewann einen Preis für ihre Hintergrundberichterstattung über die Skandale mehrerer amerikanischer Korporationen. Jeder Preisträger erhält einen Geldpreis über 7500 Dollar oder - im Fall des «Boston Globe» - eine Goldmedaille.