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Auszeichnung Auszeichnung: Kriegsfotograf Nachtwey mit Dresden-Friedenspreis geehrt

Von Simona Block 11.02.2012, 13:53
Der New Yorker Fotograf James Nachtwey in Berlin vor seinen Bildern. (FOTO: ARCHIV/DPA)
Der New Yorker Fotograf James Nachtwey in Berlin vor seinen Bildern. (FOTO: ARCHIV/DPA) dpa

Dresden/dpa. - Menschenfreund und Mann des Friedens: Der NewYorker Fotograf James Nachtwey ist mit dem Dresden-Friedenspreisgeehrt worden. Die mit 25 000 Euro dotierte Auszeichnung wurde dem63-Jährigen am Samstag bei einem Festakt in der Semperoper verliehen.Sie wird von der Klaus Tschira Stiftung (Heidelberg) und den «Friendsof Dresden» Deutschland vergeben. Regisseur Wim Wenders würdigteNachtwey als «Menschenfreund» und «Mann des Friedens». Nachtwey nahmdie Ehrung in Form einer Künstlerplastik stellvertretend für seineKollegen entgegen, die wie er mit ihrer Arbeit unter Einsatz ihresLebens «dem Krieg den Krieg erklärt» haben.

«Da, wo Andere nichts wie weg wollen, da begibt er sich hin»,sagte Wenders. Damit setze er dem Krieg etwas entgegen - «sich, seineSicherheit, sein Leben, seine Zuneigung, seine Überzeugung». SeineBilder zeigten auch ein Abbild seines Herzens, seiner Seele, seinesGeistes und seines Gemüts. «Es sind Bilder von einem, der angesichtsdes Horrors vor seinen Augen eine Sehnsucht nach Gerechtigkeit hat.»Dabei sehe Nachtwey nicht nur für sich allein. «Seinen Fotos istallen eine Haltung gemein: das Bewusstsein, für andere zu sehen, sichauszusetzen, Zeugnis zu geben», sagte Wenders. «Dieser Mann ist einMenschenfreund und deswegen ein Kriegsfeind.»

Nachtwey nahm den Preis für seine Kollegen an, «die manchmal ihrLeben verloren, um die schwer zu fassende Wahrheit zu verbreiten unddenen eine Stimme zu geben, die sonst stumm wären», um dieEntscheidungsträger zur Verantwortung zu ziehen für ihre Politik.Journalismus sei nie wichtiger als in Zeiten des Krieges. Fotoshätten Macht und Einfluss, weil sie oft anderes bezeugten alsPolitiker sagten. «Bilder haben Menschen aufgerüttelt und den Laufder Geschichte verändert», verwies er auf Irakkrieg oder denArabischen Frühling. «Krieg bedeutet Zerstörung, Gewalt, Tod,Barbarei, Irrsinn; ein Foto, das das zeigt, wird per Definition zumAntikriegsfoto.» Er habe in seiner Laufbahn oft das Beste und dasSchlimmste gesehen, was die Menschheit zu bieten habe. «Es sind oftdie schlimmsten Umstände, die das Beste hervorbringen.»

Im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr ist bis Ende Mai eineAusstellung mit Nachtweys Arbeiten zu sehen, der als einer derbedeutendsten Kriegsfotografen der Welt gilt. Unter den rund 70Aufnahmen wird erstmals in Deutschland der elf Meter breite Wandfries«Sacrifice» aus Fotos im Irakkrieg verwundeter US-Soldaten gezeigt.

Der Dresden-Friedenspreis würdigt Leistungen von Menschen, die imDienste des Friedens vor allem präventiv wirken und Eskalationenverhindern helfen. Die Auszeichnung wird seit 2010 jährlich im Umfelddes Jahrestages der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkriegverliehen und soll auch ein Zeichen gegen die Versuche derVereinnahmung dieses Datums durch Neonazis setzen. Die Plastik isteiner in der Bombennacht vom 13./14. Februar 1945 beschädigtenBrunnenfigur nachempfunden.