Ausstellung zu Oskar Schindler in Frankfurt
Frankfurt/Main/dpa. - Erst Steven Spielberg machte ihn 1993 mit dem Film «Schindlers Liste» weltberühmt. Auch an seinem letzten Wohnort Frankfurt war der 1974 gestorbene Oskar Schindler kaum bekannt.
Zum Geburtstag Schindlers, der sich am 28. April zum 100. Mal jährt, geht eine Ausstellung im Jüdischen Museum seinen Spuren in Frankfurt nach. Unter dem Titel «Vater Courage. Oskar Schindler in Frankfurt» geht es vor allem um die Frage, warum Schindlers Rettung von mehr als 1200 Juden in der Nazi-Zeit nach Kriegsende in Deutschland kaum Beachtung fand.
Dem Kriegsprofiteur und NSDAP-Mitglied Schindler gelang es, über 1000 Juden in seiner Emaillewarenfabrik in der Nähe von Krakau zu beschäftigen. Mit Hilfe von Bestechungen und Tricks schaffte er es, die Fabrik mit ihren Arbeitern dann 1944 ins Sudetenland zu verlagern. Sein wohl größter Coup war jedoch, 300 bereits nach Auschwitz abtransportierte Frauen wieder zurückholen zu können.
Nach dem Krieg geht der aus Mähren stammende Schindler, der sein Vermögen zur Rettung der Juden opferte, zuerst nach Argentinien. 1957 kommt er ohne seine Frau Emilie nach Frankfurt. Der Versuch des Aufbaus einer Steinfabrik bei Hanau misslingt. Danach bemüht er sich um einen Lastenausgleich und um die Anerkennung seiner Rettungstaten.
Es sind schließlich die dank seiner Hilfe am Leben gebliebenen «Schindler-Juden», die ihn in Frankfurt finanziell über Wasser halten. Dem Unterstützerkreis gehören auch der ehemalige Stadtdekan Walter Adlhoch und der frühere evangelische Propst Dieter Trautwein an. Trautwein schreibt später, wie der heute in Augsburg lebende Mietek Pemper, einer der engsten jüdischen Vertrauten Schindlers in seiner Emaillefabrik, ein Buch über ihn.
Trautwein lädt Schindler 1967 auch zu einer Podiumsdiskussion auf dem Evangelischen Kirchenjugendtag ein, zu der rund 500 Menschen kommen. «Doch seine Geschichte ist immer wieder versickert», sagt Fritz Backhaus vom Jüdischen Museum. Retter und Helfer wie Schindler seien für die Nachkriegsgesellschaft, unter denen viele Mittäter waren, sehr unbequem gewesen. «Sie zeigten, dass es in der Nazi-Zeit auch andere Handlungsmöglichkeiten gab», sagt Backhaus.
Die bis zum 31. August geöffnete Schau im Museum Judengasse ist zwangsläufig eher spärlich angelegt, da Schindler wenig beachtet wurde und selbst wenig hinterlassen hat. «Ein denkender Mensch, der mit dem inneren Schweinehund fertig wurde, musste einfach helfen», sagt Schindler in einem kleinen Film, den der Hessische Rundfunk 1965 aus Anlass des Frankfurter Auschwitz-Prozesses gemacht hat. Es wird der einzige Film bleiben, in dem Schindler selbst Auskunft über das Motiv seiner Rettungstaten gibt. Zwei Jahre zuvor hatte er in Israel als einer der ersten drei Deutschen den Ehrentitel «Gerechter unter den Völkern» erhalten.
In Frankfurt wohnt der einen aufwendigen Lebensstil gewohnte Ex- Unternehmer, der sein ganzes Leben lang eine schillernde Persönlichkeit war, in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung am Hauptbahnhof. Er verfällt immer mehr dem Alkohol und ist herzkrank. 1974 stirbt er bei Freunden in Hildesheim. Dort wird dann erst 1999 auf dem Dachboden ein alter Koffer mit Habseligkeiten Schindlers entdeckt. Darunter ist auch die berühmte Liste mit den Namen der Geretteten.
In der Frankfurter Ausstellung ist eine Kopie davon zu sehen - das Original ist in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem. Es bleibt ein beeindruckendes Dokument, auch wenn Experten wie der amerikanische Historiker und Schindler-Biograf David M. Crowe davon ausgehen, dass es mindestens 13 solcher Listen von Schindler gab. Zu den «Schindler-Juden» gehören auch die Eltern des TV-Moderators Michel Friedman, der heute in Frankfurt lebt.
Bei der Eröffnung der Ausstellung am Mittwochabend wurde erstmals die Sonderbriefmarke vorgestellt, die das Bundesfinanzministerium zum 100. Geburtstag Schindlers herausgegeben hat. Er war nicht der einzige, der in der Nazi-Zeit Zivilcourage zeigte. Es waren aber sehr wenige. So kann man in Frankfurt die Menschen, die Juden verstreckten oder halfen, an einer Hand abzählen, wie Backhaus berichtet. Diesen Menschen soll die nächste Ausstellung gelten. Bereits 2003 wurde im Museum Judengasse das «Oskar und Emilie Schindler Lernzentrum» gegründet, das sich vor allem an Jugendliche richtet.