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Ausstellung über Wismut-Kunst Ausstellung über Wismut-Kunst: Der Bergmann aus dem Uranerz in Wien

Von Berthild Dietrich 23.08.2005, 08:58
Schwere Lastwagen und Fördertürme auf dem Gelände der Wismut GmbH (Archivfoto: dpa)
Schwere Lastwagen und Fördertürme auf dem Gelände der Wismut GmbH (Archivfoto: dpa) dpa

Chemnitz/dpa. - Zwei Wochen langwerden «Häuerbrigadier Adasch» von Werner Petzold, «Vor Ort» vonFrank Ruddigkeit oder «Intermezzo» von Baldwin Zettl dem Betrachteretwas von Mensch und Landschaft zu Zeiten des Uranerzbergbaus imheutigen Sachsen und Thüringen erzählen.

   Die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete Sowjetisch-DeutscheAktiengesellschaft (SDAG) Wismut lieferte bis zum Ende der DDR denRohstoff für die Atomwaffenproduktion und Kernkraftwerke derSowjetunion. Die Wismut war nach den USA und Kanada der drittgrößteUranproduzent - und war Auftraggeber für Kunstwerke. In den knappvier Jahrzehnten bis 1989 vergab die Wismut hunderte Aufträge anKünstler, die Bergmänner, Hauer, Brigaden, Landschaften unter undüber Tage festhielten, in kleinen und riesigen Formaten.

   «Wir haben in unserem Chemnitzer Depot mehr als 3600 Arbeiten derangewandten Kunst, Bilder und Grafiken», sagt Wismut-Sprecher FrankWolf. «Die ersten Werke stammen aus den 50er Jahren von Carl-HeinzWestenberger.» Die künstlerischen Arbeiten zierten später Büros,Verwaltungen, Ferienhäuser, Speisesäle oder Kindergärten der Wismut.

   «Es gab aber auch Arbeiten, die gleich im Depot verschwanden»,erzählt Wolf. Sie entsprachen nicht dem Wunschbild der Funktionärevon einem sozialistischen Arbeiter. Oder sie passten nicht insKlischee des Vorzeigeunternehmens Wismut. Dazu gehörten dergepeinigte Bergmann in Michael Müllers Werk «Ausbau» ebenso wie diesterbenden Bäume auf den «Kirschen auf der Halde» von WolfgangTietze.

   Nach der Wende hat der 2003 gestorbene Kustos der Kunstsammlungen,Rolf Düsedau, dafür gesorgt, dass die weit verstreuten Arbeiten nichtverschwanden oder zerstört wurden. «Er sammelte sie ein, vonZinnowitz bis Oberwiesenthal und brachte sie nach Chemnitz», sagtWolf. Als die Wismut 1991 Bundesunternehmen wurde, ging auch dieWismut-Kunst in Bundeseigentum über.

   Seit Mitte der 90er Jahre tritt die Wismut gewissermaßen mit demKumpel aus dem Schacht in die breite Öffentlichkeit. Seither wurden80 Ausstellungen organisiert, so in Bonn, Bochum, Dresden oder inTschechien und Slowenien, sagt der Sprecher. «Wir haben auchLeihgaben ins Bergbaumuseum Bochum und ins Kulturhaus Schlemavermittelt. Im Oktober dieses Jahres stellen wir im UmweltministeriumDresden aus. Und wer zu uns ins Haus kommt, findet in Gängen undZimmern hunderte Bilder aus dem Depot.»

«All das, was die Wismut auch ausmacht, soll zusammengehalten undnicht zersplittert werden», sagt Wolf. Das sei aber letztlich eineFrage der Finanzen, gibt er zu bedenken. Denn die wesentlichenSanierungsprojekte zwischen Johanngeorgenstadt und Ronneburg, für dieder Bund bisher rund 4,4 Milliarden Euro ausgab, sollen bis 2015erfüllt sein. «Die Folgearbeiten werden aber noch lange andauern.»

Um das Wissen über die Wismut nachfolgenden Generationen zuerhalten, werde gegenwärtig ein Archivkonzept erarbeitet. «Wir müsseneinen Riesenberg an Papieren und Daten sichten, sichern und fürForschungen bereithalten. Wir müssen unsere wertvollen Mineralien undeben unsere Bilder entsprechend schützen und aufbewahren. Der Orteiner solchen Sammlung könnte Chemnitz, Schlema oder der SchachtHartenstein im Zwickauer Land sein. «Er sollte dort sein, wo derUrsprung der Wismut mal war.»