1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Ausstellung: Ausstellung: Den Klängen aller Dinge lauschen

Ausstellung Ausstellung: Den Klängen aller Dinge lauschen

Von Ute van der Sanden 30.04.2008, 17:20

Halle/MZ. - Jetzt hat der Klangkünstler Erwin Stache in der Galerie am Domplatz seine erste Personalausstellung in der Saalestadt. "Klang Spiel Raum" heißt die kleine Schau der großen Aha-Effekte, die am Dienstag vor viel Publikum eröffnet wurde.

Hinter dem kantigen Untertitel "Interaktive Klanginstallationen" verbergen sich Spaß und Scharfsinn. Dafür muss man die Galerie nicht mal betreten: Auf dem Domplatz steht die begehbare Klanginsel "73,8 Kilo-Ohm", und wer zwei der sieben Stahlrohre berührt, erzeugt Töne. Je nach Hautzustand andere, versteht sich. Funktioniert sogar übers Küssen - Vernissage-Besucher haben's demonstriert.

Erwin Staches Werk nimmt ihnen, wie Helmut Brade in seiner Rede sagte, die Angst vor der Kunst. Und: Es ist absolut lebensfroh. Vier Gymnasiasten aus Brandis begeisterten mit hitverdächtigen Soundcollagen aus Plastikflaschen und Wählscheiben-Telefonen. Sogleich aber hob wieder das Raunen und Rauschen, Klirren und Schlagen, Klicken und Klimpern an - die galeristischen Dauergeräusche der bevorstehenden Wochen. Kaum betätigt jemand die schwarzen Kästen, die skurrilen Großkonstruktionen, hat er auch schon Publikum. Der Akteur wird zum Zuschauer wird zum Akteur, zwangsläufig beginnen wildfremde Menschen zu kommunizieren - und zu lachen. Diese Kunst ist eine äußerst unterhaltsame, zutiefst menschliche.

In Beucha bei Leipzig wird sie ausgetüftelt. In Räumen, die der Tausendsassa Werkstatt nennt, nicht Atelier. Seine Arbeit beschreibt er als "Leben zwischen Chaos und Ordnung", Aufträge als "eine wunderbare Einschränkung meiner Ideenvielfalt". Aufträge. Davon bekommt er reichlich. Weltweit. Staches "Waschmaschinenprogrammscheibenorchester" eroberte die Konzertsäle. Gegenwärtig erarbeitet er Droschken mit Melodien für das Schwetzinger Mozartfest.

Es wird nicht ganz klar, was das für eine Spezies sei: Musik oder Skulptur, Parodie oder Performance. Das ist volle Absicht - und im Grunde auch egal, denn Stache geht es ums Erleben und Probieren, nicht ums Klassifizieren. Im kleinsten Detail wird das deutlich: Enthebt man etwa dem O-Tonbuffet einen Eierbecher oder Lockenwickler, dankt es mit einem Laut. Schön im klassischen Sinne sind die Erfindungen nicht, ihre Zweckhaftigkeit bringt gleichwohl eigene Ästhetik hervor.

Zehn Jahre hatte sich Galeriechef Ulrich Zeiner um die Ausstellung bemüht. Viel Zeit sollte man auch für den Besuch einplanen und nicht verwundert sein, Menschen mit riesigen Augen und offenen Mündern vorzufinden. Und Kinder dürfen unbedingt dabei sein.

Bis 14. Juni, Dienstag bis Sonntag 11-19 Uhr.