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Augsburger Puppenkiste Augsburger Puppenkiste: Mitbegründerin starb im Alter von 72 Jahren

18.05.2003, 17:25
Das Archivbild vom 02.03.2001 zeigt die Mitbegründerin und Inhaberin der Augsburger Puppenkiste, Hannelore Marschall-Oehmichen mit ihren Puppen. Die 72-Jährige sei überraschend am Freitag gestorben, teilte die Augsburger Puppenkiste am Sonntag (18.05.2003) mit. (Foto: dpa)
Das Archivbild vom 02.03.2001 zeigt die Mitbegründerin und Inhaberin der Augsburger Puppenkiste, Hannelore Marschall-Oehmichen mit ihren Puppen. Die 72-Jährige sei überraschend am Freitag gestorben, teilte die Augsburger Puppenkiste am Sonntag (18.05.2003) mit. (Foto: dpa) dpa

Augsburg/dpa. - Die Mitbegründerin und Inhaberin der Augsburger Puppenkiste, Hannelore Marschall-Oehmichen, ist tot. Bereits am Freitag sei die 72-Jährige überraschend gestorben, teilten ihre Söhne Klaus und Jürgen Marschall, die das bekannteste deutsche Marionettentheater leiten, am Sonntag in Augsburg mit. Jim Knopf, Lukas der Lokomotivführer, Urmel aus dem Eis: Mehr als 6000 Marionetten schuf die 1931 in Osnabrück geborene Marschall- Oehmichen: Kultfiguren für Generationen von Kindern. «Auch über ihren Tod hinaus bleibt sie die Seele der Augsburger Puppenkiste», erklärten ihre trauernden Söhne.

Die Tochter von «Puppenkisten»-Gründer Walter Oehmichen schnitzte bereits im Alter von elf Jahren eine Marionette. Damals hieß das Theater noch «Puppenschrein», nach dem Krieg baute die Familie dann das Familienunternehmen Puppenkiste auf. Mit dem Märchen «Der gestiefelte Kater» war am 26. Februar 1948 Premiere. «Die Jahre nach der Währungsreform waren die schwierigsten», erinnerte sich Hannelore Marschall-Oehmichen einmal. Kaum Zuschauer, kaum Einnahmen: «Es war kein Geld da.»

Nach und nach wird die Augsburger Bühne vor allem durch die Fernsehpräsenz der Marionettenfiguren zu einem Erfolgsschlager. Die erste TV-Sendung der Puppenkiste aus Schwaben flimmert 1953 live in die Wohnzimmer der noch jungen Republik. Eine Arriflex-Kamera (16 Millimeter) filmt das von den Marionettenpuppen gespielte Märchen «Peter und der Wolf» ab. In den folgenden 50 Jahren kommt die Puppenkiste auf insgesamt 785 Fernseh-Produktionen - von «Räuber Hotzenplotz» bis «Schlupp vom grünen Stern».

Seit dem Tod ihrer Eltern Rose und Walter Mitte der 70er Jahre lenkte Hannelore Marschall-Oehmichen allein die Geschicke des bekanntesten deutschen Marionettentheaters. 1998 wurde sie vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Vor drei Jahren überreichte ihr Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber den bayerischen Verdienstorden.

Hannelore Marschall-Oehmichen lebte vor allem für ihre Puppen. «Die Scheinwerfer spiegeln sich in den Nägeln besonders gut», verriet sie einmal über die Augen der Marionetten, die allesamt aus Schusternägeln bestehen. «Ein Trick, den mein Vater schon kannte.» Und auch nachdem sie die Leitung der Traditionsbühne an ihre Söhne Klaus und Jürgen übertragen hatte, war die «Mutter der Marionetten» stets zur Stelle, wenn sie gebraucht wurde. Abgeklärtheit war ihr auch nach mehr als 50 Jahren vor und hinter der Bühne ein Fremdwort. «Das Lampenfieber packt mich jedes Mal wieder», gestand sie noch vor zwei Jahren.