Auf DVD: «Fünf Gräber bis Kairo» von Billy Wilder
Hamburg/dpa. - 1943, nordafrikanische Wüste: Von Kämpfen mit deutschen Truppen und der Sonne ausgezehrt, fällt der britische Panzerkommandant John Bramble (Franchot Tone) im Delirium mitten in die Lobby des kleinen Hotels «Empress of Britain».
Die geschlagene britische 8. Armee befindet sich auf dem Rückzug, das deutsche Afrika-Korps unter Generalfeldmarschall Rommel (Erich von Stroheim) rückt nach. Auf seinem Weg nach Kairo zieht Rommel in das ehemalige Etappenquartier der Briten ein, Queen Victoria lächelt noch von der Wand. Bramble hat nur eine Chance, um sich vor den übermächtigen Deutschen zu schützen: Er nimmt die Identität des kurz zuvor im Bombenhagel umgekommenen Hoteldieners an.
Damit beginnt ein Spiel um Leben und Tod in Billy Wilders Kriegsdrama «Fünf Gräber bis Kairo» (1943), das jetzt in der Reihe «Hollywood Highlights» auf DVD vorliegt. Als sich Bramble von den Strapazen erholt hat, muss er schnell handeln: Mit Glück und der Hilfe des gutherzigen Hotelbesitzers Farid (Akim Tamiroff) kann er sich zunächst vor der deutschen Vorhut verbergen. Erst im Gespräch mit Leutnant Schwegler (Peter van Eyck), dem Adjutanten Rommels, wird dem Briten klar, dass die Deutschen mehr als ein paar kühle Drinks von dem neuen, "alten" Hoteldiener erwarten. Denn sein Vorgänger spionierte im Aufrag der Deutschen die Briten aus. Als Rommel den vermeintlich deutschen Spion ins Vertrauen zieht, sieht dieser seine Chance gekommen. Würde er in den Karten des Generalfeldmarschalls die versteckten Nachschubbasen der Deutschen entdecken, könnte dies die entscheidende Wende im Krieg herbeiführen.
«Fünf Gräber bis Cairo» ist beides: Als Propagandafilm definiert er den Entscheidungskonflikt zwischen Patriotismus und individuellem Glück im Sinne einer nationalen Pflicht. Der US-Originaltrailer, das einzige Bonus-Material dieser Ausgabe, macht das deutlich. Aber der Film ist mehr: Er ist ein überaus spannend aufgesetztes Kammerspiel, basierend auf dem Theaterstück «Hotel Imperial» des Ungarn Lajos Biros.
Das Hotel bildet den Mikrokosmos für die Entscheidungen zwischen Gut und Böse: Erich von Stroheim spielt den Kriegsherrn Rommel mit zerrissener Präsenz als beiden Herrn verpflichtet - der preußischen Offizierstugend genauso wie den Dämonen der Nazidiktatur. Der britische Corporal dient nur einem Ziel und muss sich doch darum sorgen, dem Zimmermädchen Mouche (Anne Baxter) nicht zu verfallen. Denn Mouche verfolgt noch eigene Pläne: Sie will ihren Bruder aus deutscher Gefangenschaft frei bekommen und dafür ist ihr jede Hilfe recht, von welcher Seite auch immer. Doch auch Mouche wird sich entscheiden müssen...