Arena Leipzig Arena Leipzig: Ein hymnischer Gesang in den Sprachen von Mittelerde
Leipzig/MZ. - Auch Hobbits essen Hot Dogs - zumindest, wenn sie aus Mittelerde nach Mitteldeutschland gereist sind. Dann stehen sie an einem Samstagabend in den Gängen der Arena Leipzig und warten auf ein Ereignis, dem die Betreibergesellschaft des Sportforums bereits vorab rote Teppiche ausgerollt hat: Die "Herr der Ringe Symphonie" von Howard Shore, musikalische Fortschreibung der monumentalen Film-Trilogie von Peter Jackson, die ihrerseits auf dem Roman-Zyklus von J. R. R. Tolkien basiert.
Natürlich ist es diesem medialen Crescendo zu verdanken, dass die Chöre des Opernhauses und das Gewandhausorchester nun gleich zweimal vor je 6 500 Zuhörern musizieren dürfen. Die sechs Sätze, in denen der Komponist seinen oscar-gekrönten Soundtrack zusammengefasst hat, funktionieren auch und vor allem als akustische Erinnerung an ein überwältigendes optisches Erlebnis. Und dazu wären die Projektionen der Zeichnungen von Alan Lee und John Howe, die etwas vollmundig als "multimediale Umsetzung" angekündigt wurden, gar nicht nötig. In ihrem Wechsel zwischen Totale und Detail wirken sie eher als Illustration der tontechnischen Mängel im Konzert.
Denn dies bleibt ein Ärgernis: Weil die Mikrofone viel zu sensibel eingestellt sind, hört man buchstäblich jedes Blättern und Räuspern. Der körnige Klang verweigert zumindest in Bühnennähe die harmonische Verschmelzung von Orchester- und Gesangsstimmen. Gerade darauf aber legt die Komposition Wert: Shore verwendet neben dem klassischen Apparat nicht nur charakteristische Klangfarben wie irische Flöten und japanische Trommeln, Hackbrett und Doppelgeige. Er lässt auch Passagen in den von Tolkien erfundenen Sprachen singen, die sich dem Hörer als "Lieder ohne Worte" mitteilen.
Unter dem Dirigat des umtriebigen John Mauceri wird diese Breitwand-Offensive souverän vorgetragen. Die Sopranistinnen Kaitlyn Lusk und Tammy Tyburczy, der Bariton Thomas Oertel-Gormanns sowie der nicht namentlich ausgewiesene Kinder-Solist zeichnen markante Konturen und weiche Schatten in das Panorama. Dass am Ende aber der Wohlklang aus dem Auenland überwiegt, während die Schlachten um Helms Klamm oder Minas Tirith eher Episoden bleiben, lässt das Ganze wie ein Auftragswerk zur glänzenden Siegesfeier des Königs Aragorn und seiner Braut Arwen erscheinen.
Aber das entspricht ja auch den Abgesandten der Völker, die sich in Leipzigs Arena unter das normale Publikum gemischt hatten: Während man etliche Elben und Hobbits identifizieren konnte, suchte man die Uruk-Hai vergebens.