Architektur Architektur: Auszeichnung für Dresdner Synagoge

Berlin/Dresden/dpa. - Die Synagoge in Dresden teilt sich den ersten Preis für das besteneue Bauwerk Europas mit der «Mediatheque» des Architekten DominiquePerraultim im französischen Venissieux bei Lyon. Ausgezeichnet wurdenaußerdem die besten Gebäude in anderen Weltregionen.
Die Dresdener Synagoge sei tief in der Geschichte der Stadtverwurzelt, begründete die Chefredakteurin von «World Architecture»,Naomi Stungo, die Auszeichnung. Das einstige Gotteshaus von GottfriedSemper war bei den Pogromen am 9. November 1938 von den Nazisniedergebrannt worden. «Das neue Bauwerk zollt diesen EreignissenTribut - der nach oben sich verwindende Quaderblock wurde amursprünglichen Standort errichtet und scheint in die Zukunft zuweisen», sagte Stungo.
Bei dem Bauherrn der Synagoge, der Jüdischen Gemeinde von Dresden,löste die Nachricht von der Auszeichnung Freude aus. «Es erfüllt unsmit Stolz, ein Haus zu besitzen, dass international Beachtungfindet», sagte der Geschäftsführer der Gemeinde, Heinz-Joachim Arisder dpa. Sonja Schmidt, vormals Chefin der Baukommission für dieSynagoge, sieht mit der Ehrung den Mut der Architekten belohnt, einen«Spagat zwischen dem barocken Dresden und moderner Architektur» zuwagen.
Nach Aussagen von Siegfried Reimann, Vorsitzender desFördervereins Bau der Synagoge Dresden, ist das Gotteshaus bereitsnach wenigen Monaten zu einer Begegnungsstätte von Menschen aus allerWelt geworden. Der Architekturpreis dürfte künftig noch viele Leuteermutigen, sich die Synagoge anzuschauen. Reimann verhehlte nicht,dass ein Teil der Bevölkerung dem Bauwerk noch immer skeptischgegenüber steht: «Die Dresdner sind mit dem Barock verheiratet. DieSynagoge ist ein Seitensprung. Und ein Seitensprung ist unmoralisch»,beurteilte der frühere Pfarrer die Haltung manches Zeitgenossen.
Die Dresdner Synagoge prägt den Blick auf die Brühlsche Terrasseentscheidend mit. Katholische Hofkirche, evangelische Frauenkircheund jüdisches Gotteshaus bilden praktisch eine Achse. Das Äußere desSynagogenbaus - ein in sich gedrehter Baukörper - nimmt das Motiv desTempels auf. Im Inneren dominiert das «Zeltmotiv»: Im Synagogenraumhängt ein golden schimmerndes Metallgewebe. Der Gegensatz von Tempelund Zelt soll den Konflikt zwischen dauerhaften und provisorischenZuständen in der Geschichte des jüdischen Volkes verdeutlichen.
Der Bau der Synagoge kostete umgerechnet knapp 11 Millionen Euro.Mehr als zwei Drittel davon brachten das Land Sachsen und die StadtDresden auf. Der Rest wurde über Spenden eingeworben. Der Blick aufdie Synagoge vom Elbufer aus wird seit Wochen durch ein Baugerüstgetrübt. Auf Grund von Mängeln bei der Bauausführung müssen Fugenzwischen den Steinen und zwischen Steinen und Dach ausgebessertwerden. In das aus Betonsteinen errichtet Gebäude war bereitsFeuchtigkeit eingedrungen. Nach Angaben von Sonja Schmidt sollen dieNacharbeiten Ende August fertig sein.
Mit dem von der Zeitschrift «World Architecture» und demKöniglichen Institut Britischer Architekten ausgelobten Preis werdenjedes Jahr von einer Fachjury die besten Gebäude weltweit nachmehreren Kategorien ausgezeichnet. Dazu zählen die besten Bürohäuserund Fabrikhallen sowie Bauten zu Verkehr, Ausbildung und Gesundheit.
(Internet: World Architecture:http://www.worldarchitectureawards.com)
dpa/sn ee/su yysn gj 261422 Jul 02