Anonyme Million für "Eichenkranz"
WÖRLITZ/MZ. - "Es ist ein Wunder", sagt Rolf Budde, und setzt hinzu: "Mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen". In der Tat. Der Vorstandschef der Gesellschaft der Freunde des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches muss da auch gar nicht viele Worte machen. Es geschieht eben nicht alle Tage, dass eine private Spende in Höhe von einer Million Euro an ein ostdeutsches Aufbauprojekt vergeben wird. Und das ohne ein persönliches Kalkül, sondern einfach dank der Begeisterung, die ein schönes Bauwerk erwecken kann. Und die Begeisterung, die jene aufbringen, die es zu retten suchen.
Kein Bauwerk wie viele andere, sondern ein 1785 mutmaßlich nach Plänen Erdmannsdorffs errichtetes Baudenkmal der deutschen Klassik: der Gasthof "Zum Eichenkranz", der von der Stadt Wörlitz her den Eingang zu dem großen Landschaftsgarten an der Mittelelbe bildet. Dieses Gebäude, zu dem neben einem historischen Badehaus heutzutage ein Café und ein neues, nahezu vollendetes Wirtschaftsgebäude gehören, war einer am Starnberger See lebenden Dame die stolze anonyme Summe wert. Im Sommer dieses Jahres, teilt Rolf Budde mit, habe die Spenderin in der Zeitschrift "Monumente", dem Monatsmagazin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, vom "Eichenkranz" erfahren. Sofort habe sie den Kontakt zum Freundeskreis gesucht und sich erkundigt, wie denn dem Bauwerk zu helfen sei. Daraus sei "sehr spontan eine sehr schöne Kooperation" entstanden, sagt Budde.
2003 hatte der heute 1 200 Mitglieder zählende Verein den "Eichenkranz" von der Stadt Wörlitz über 90 Jahre in Erbpacht übernommen, um diesen von Grund auf zu sanieren. Bislang hat die Gesellschaft eine Million Euro aus Denkmalschutz-Mitteln und Töpfen des Landes Sachsen-Anhalt verbaut. Das Altdach der zweiflügeligen Fachwerkanlage musste abgenommen, der Schwamm beseitigt, die Hoteleinbauten aus den 1930er Jahren entfernt werden. Zuletzt sorgte die Rettung historischer Tapeten des von Anfang an als Hotel und Gasthaus genutzten Gebäudes für Aufsehen: 250 Quadratmeter, teilweise bauzeitliches Dekor.
Nun also eine zusätzliche Million. Die Spenderin, sagt Rolf Budde, hätte sich erkundigt, in welcher Höhe die Zuwendung tatsächlich von Nutzen sei. Da habe man gründlich nachgedacht. Die Million ermögliche es nun, drei weitere Millionen aus dem EU-Kulturinvestitionsprogramm (KIP) zu beziehen - damit sei der "Eichenkranz" gerettet und könne 2013 vollendet werden. 600 000 Euro von der Million sollen bereits überwiesen worden sein, bis 2010 folge der Rest.
Zur Zeit, teilt Budde mit, werde der um 1900 angebaute Ballsaal des "Eichenkranzes" fertiggestellt. Am 6. November soll das Richtfest für das neue Wirtschaftsgebäude gefeiert werden. Im Frühjahr wird ein gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege veranstaltetes Symposion beraten, wie und in welchen Räumen des "Eichenkranzes" die restaurierten Alttapeten präsentiert werden sollen.
Führungen durch den "Eichenkranz" am 1. Advents-Wochenende: 28.-30.11.