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Anhaltisches Theater Dessau Anhaltisches Theater Dessau: Goethes "Faust" feiert erfolgreiche Premiere

Von Andreas Montag 13.05.2017, 12:50
Dirk S. Greis (als Faust 2), Christel Ortmann (als Faust 1), Uta Krieg (als Fausts Seele)
Dirk S. Greis (als Faust 2), Christel Ortmann (als Faust 1), Uta Krieg (als Fausts Seele) Claudia Heysel

Dessau-Roßlau - Drei Stunden sind ein gutes Maß für den „Faust“, wenn nur der erste Teil der Tragödie auf dem Plan steht. Am Anhaltischen Theater Dessau, wo es am Freitagabend im Großen Haus die Premiere gab, hat die von K. D. Schmidt besorgte Inszenierung herzlichen Applaus geerntet, zumal von den vielen jungen Zuschauern, die in ganzen Klassenstärken erschienen waren.

Faust bekommt am Anhaltischen Theater Dessau gleich vier Identitäten

Recht flott, manchmal auch grell und mit deutlichem Zeitbezug auf banale Freizeitspäße und marodierende Wutbürger, ging dieser „Faust“ über die Bühne – und das gleich mit vier Faustfiguren, wenn man die als Marionette geführte Puppe denn mitzählen will. Dass der greise Faust (Christel Ortmann)  sein Tun in jüngeren Jahren selbst betrachtet, ist eine nachvollziehbare Idee. Weshalb der aktive Schwerenöter und Sinnsucher aber dann noch einmal in zwei Figuren (oder Identitäten) gesplittet werden muss, erschließt sich nicht wirklich.

Zuweilen sind mehr „Fäuste“ auf der Bühne, als für den Gang der Dinge notwendig und sinnvoll erscheint.

„Faust“ am Anhaltischen Theater Dessau:Trotz effektheischender Provokation ein gelungener Abend

Dass die Gretchen-Tragödie den Mittelpunkt des Abends bildet, versteht sich. Mirjana Milosavljevic spielt ihren Part mit schönem Selbstbewusstsein, für die Verzweiflung im Kerker hätte die Regie das hurtige Tempo aber gern ein bisschen drosseln können. So geht es ziemlich atemlos durch die Nacht.

Und die deftige Kopulations-Parodie, die Mephistopheles (Sven Brormann) zuvor an der Rampe abliefert, während Faust und Margarete beieinander liegen, ist schon keine Geschmackssache mehr, sondern nur eine effektheischende Provokation.

Ungeachtet dessen: Ein insgesamt sehenswerter Abend – mit vier Fäusten und einem Halleluja. Denn gerettet ist das arme Gretchen natürlich auch hier. Goethes Text will es so. Und man selbst will es ja auch gerne glauben. (mz)

1343 Ballettensemble des Anhaltischen Theaters Dessau, Mirjana Milosavljević (als Margarete)
1343 Ballettensemble des Anhaltischen Theaters Dessau, Mirjana Milosavljević (als Margarete)
Claudia_Heysel
0910  Sven Brormann (als Mephistopheles), Dirk S. Greis (als Faust 2), Ballettensemble des Anhaltischen Theaters Dessau, Opernchor des Anhaltischen Theaters Dessau
0910  Sven Brormann (als Mephistopheles), Dirk S. Greis (als Faust 2), Ballettensemble des Anhaltischen Theaters Dessau, Opernchor des Anhaltischen Theaters Dessau
Claudia Heysel
Ausschnitt aus den Videoprojektionen von Sebastian Purfürst: Sven Brormann als Mephisto.
Ausschnitt aus den Videoprojektionen von Sebastian Purfürst: Sven Brormann als Mephisto.
Purfürst