Admiralspalast Berlin Admiralspalast Berlin: Der traurige König der Clowns unter dem schrägen Mond
Berlin/MZ/ahi. - Eigentlich ist es ein Wunder, dass "Slava's Snowshow" erst jetzt in Berlin angekommen ist. Abgesehen von kurzen Gastspielen in Dresden und München hat dieses seit 1993 international erfolgreiche Tournee-Unternehmen bislang einen Bogen um Deutschland gemacht - aber weltweit mehr als zweieinhalb Millionen Zuschauer begeistert. Polunin, der das Stück ebenso wie die internationale Clowns-Tournee "Mir-Caravan" oder die "Akademie der Narren" entwickelt hat, gilt längst als globaler Superstar seiner Branche. Und wenn man ihn auf der Bühne gesehen hat, versteht man diese kultische Verehrung sofort.
Seine gelbe, namenlose Kunstfigur hat alles, was ein Clown braucht: Abgrundtiefe Traurigkeit und eine gehörige Prise Bosheit, wunderliche Einfälle und eine reichlich bemessene Portion Poesie. Dass er in der "Snowshow" nicht nur mit den pantomimischen Traditionen der eigenen Zunft, sondern auch mit der Folklore seiner russischen Heimat spielt, gibt ihr die unverwechselbare Note: Chaplin trifft hier Chagall, Marceau inszeniert ein Stück von Tschechow - und was daraus entsteht, ist eine beinahe stumme Revue beredter Bilder.
Da schaukelt schräg die Mondsichel über einem Trinker, der die Flasche nicht zu fassen kriegt. Da wird ein Fisch aus einem Kamin geangelt und ein Kescher durch die Luft gezogen, da stelzen dunkle Engel durch die Nacht und schweben traurige Harlekine in Seifenblasen vorbei. Und immer wieder schneit es - kleine Papierstreifen, die in dichten Wolken von der Bühne in das Publikum flattern und sich auf Kopf und Schultern legen. "Slava's Snowshow" ist die Rückverwandlung einer rationalen Welt in ein Märchenreich, in dem ein leerer Mantel zum Freund werden kann und ein Zylinder wie ein Lokomotiven-Schornstein raucht.
Dass Anarchie ein russischer Wesenszug ist, weiß man nach der Pause. Da turnen Clowns mit Pelzkappen, deren Ohrenschützer wie riesige Lauscher abstehen, mit Schirmen über die Stuhlreihen und spritzen die Sitzenden nass. Dringender Tipp: Gehen Sie hin - und meiden sie die erste Reihe!
Vorstellungs-Übersicht im Netz: www.admiralspalast.de