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Abba-Musical Abba-Musical: Das Pop-Paradies liegt auf einer kleinen Insel

Von Meike Knoche 01.11.2005, 18:16

Leipzig/MZ. - Und wer hat - trotz der Liebe zu "Money, Money, Money" - vor drei Jahren angeblich die Unsumme von einer Milliarde Dollar abgelehnt, die im Falle einer Welttournee fällig gewesen wäre?

Fiktive Geschichte

Richtig: Abba! Die vier Buchstaben mit dem Wiedererkennungseffekt eines Babylallens stehen spätestens seit dem Grand-Prix-Gewinn vom 6. April 1974 für perfekten Pop, dessen Welterfolg am Ende nur die privaten Probleme der beiden Paare Agnetha Fältskog und Björn Ulvaeus sowie Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad stoppen konnten. Und obwohl man auch aus diesen Dramen ein Musical hätte machen können, griffen sich die beiden Männer nach der Trennung von ihren Frauen das vorhandene Hit-Material, um damit eine fiktive Geschichte zu erzählen. Das Ergebnis heißt "Mamma Mia!", fügt den Tantiemen aus den bis heute rund 3 000 täglich verkauften Abba-Tonträgern ein erkleckliches Sümmchen hinzu - und macht in seiner Londoner Westend-Originalversion jetzt für kurze Zeit Station in der Arena Leipzig.

"Mamma Mia!", das in Hamburg und Stuttgart auch als deutsche Variante Triumphe feiert, erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die am Vorabend ihrer Hochzeit endlich ihren Vater kennenlernen will. Zu diesem Zweck lädt Sophie die drei Liebhaber ein, deren Namen sie im Tagebuch ihrer Mutter gefunden hat - und die nun auf die schrillen Jugend-Freundinnen jener Donna treffen, die mit dem Auftauchen ihrer verflossenen Partner sichtlich überfordert ist.

Dass Benny Andersson und Björn Ulvaeus die Abba-Klassiker aus ihrem Heimatland Schweden auf eine kleine griechische Insel verpflanzt haben, mag auf den ersten Blick wie ein Sakrileg wirken - und scheint doch die Ursache für den internationalen Erfolg zu sein, an dem sich inzwischen ähnliche Retro-Unternehmungen im Geiste von Queen ("We will Rock you") und den Bee Gees ("Saturday Night Fever") orientieren. Der unglaublich hohe Wiedererkennungs-Effekt, der sich mit einer mitreißenden und durchaus selbstironischen Revue paart, garantiert der Show an allen Tourneeorten frenetischen Jubel und ausverkaufte Häuser.

Drei-Minuten-Glück

Vielleicht liegt es ja daran, dass in "Mamma Mia!" der Glamour dieser fantastischen Vier als Glitzerstaub auf ganz gewöhnliche Menschen fällt - und dem Zuschauer so die Möglichkeit gibt, sein eigenes Drei-Minuten-Glück beim Wiederhören der Abba-Songs zu verstehen. Hier wird gar nicht versucht, die Originale der Pop-Historie zu imitieren.

Hier wird vielmehr gezeigt, dass man "Dancing Queen" und "Super Trouper" auf sich selbst beziehen darf - und dass man nicht jedem Jugendwahn frönen muss, um sich jung zu fühlen. Denn natürlich haben drei Frauen und drei Männer mittleren Alters noch eine Menge Energie - und am Ende wird nicht nur ein Vater gefunden. "Thank you for the Music ..."!