56 Grimme-Nominierungen 56 Grimme-Nominierungen: Osthoff-Vorschlag kritisiert und abgelehnt

Marl/dpa. - Auf einen der begehrten Adolf-Grimme-Preise könnensich in diesem Jahr 56 TV-Produktionen, Schauspieler undFernsehschaffende hinter der Kamera Hoffnung machen. «2005 war ein glänzendes Fernsehjahr mit hervorragenden Filmen» lobte Grimme-Direktor Uwe Kammann bei der Vorstellung der Auswahl am Donnerstagin Marl. Enttäuscht zeigte sich er über die Sendezeiten vonInformationsbeiträgen, die außerhalb des Hauptprogramms «versenkt»würden.
Die Reportagereihe «Die Story», die bei WDR und ARD spät abendsläuft, erhielt dabei gleich fünf Nominierungen für Einzelberichte undeine sechste für die Autoren der Wirtschaftsgeschichte «Milliarden-Monopoly I und II». Insgesamt entfielen 52 der 56 Nominierungen aufdie öffentlich-rechtlichen Sender.
Freuen darf sich jetzt schon Elke Heidenreich. Dem Ruhrpott-Original wird die «Besondere Ehrung» des Volkshochschul-Verbandes,des Stifters der Grimme-Preise, zuteil. Das 62-jährige Multitalent,das eigentlich aus dem hessischen Korbach stammt, habe im bisherigenWirken eine besondere Vielseitigkeit unter anderem als Moderatorin,Autorin und Kabarettistin an den Tag gelegt. Als schwadronierendeMetzgersgattin Else Stratmann aus Wanne-Eickel habe sie es bis insZDF-Olympiaprogramm geschafft.
Aus den rund 600 Vorschlägen von Sendern und Zuschauern hatte dieNominierungskommissionen insgesamt 56 Beiträge ausgewählt. KeineBerücksichtigung fanden die Fernsehauftritte der Irak-Geisel SusanneOsthoff im «heute journal» (ZDF) und bei «Beckmann» (ARD). DieKommission wertete die Vorschlags-Begründung des Zuschauers, Osthoffhabe sich den typischen, fest gefügten Projektionen der Medien vonMenschen und Handlungen eindrucksvoll entzogen, als überzogen.Osthoff sei bei beiden Sendungen nicht «Herr des Geschehens» gewesen,sondern habe einen außerordentlich verwirrten Eindruck gemacht unddie Zusammenhänge einem breiten Publikum nicht darstellen können,sagte Kommissionschef Torsten Zarges.
Grimme-Direktor Kammann wertete den Vorschlag, der im«Tagesspiegel» veröffentlicht wurde, sogar als «inszenierteMediengeschichte». Vorschlag und Bericht seien beide aus dem Umfeldder Zeitung gekommen. «Es hat uns drei Tage gekostet, dasaufzuklären», kritisierte Kammann.
Auf lediglich vier Nominierungen kamen die privaten Sender. In dieEndrunde schafften es die Büroserie «Stromberg» (ProSieben),«Pastewka» und «Ich liebe das Leben» (beide Sat.1) sowie die Macherder MTV-Satire «pimp my Fahrrad», die die beliebte US-Serie «pimp myride» auf die Schippe nehmen.
Gute Aussichten auf einen der bis zu 14 Grimmepreise hat auchTagesthemen-Moderatorin Anne Will, die von der Kommission für ihreInterviews gelobt wurde. Hervorgehoben wurde das Gespräch mit demdamaligen Kanzler Gerhard Schröder, bei dem Will von der vereinbartenBefragung zur US-Politik abgewichen sei und ihn zur aktuellwichtigeren Entscheidung für die Vertrauensfrage interviewt habe. Loberhielt auch das Porträt «Mister Tony Blair» (ARD) als ein Beispieldafür, wie man einen Staatsmann auch einmal etwas anders darstellenkönne und Gefühlsregungen mit verarbeite.
Wenig Hoffnung dürfen sich Sat.1 mit «Die Luftbrücke» und die ARDfür den Beitrag «Rendezvous mit dem Tod» über die Ermordung von JohnF. Kennedy machen. Sie hätten die Erwartungen nicht erfüllt. Jetztkönnen nur noch die Jurys in der Endausscheidung die abgelehntenFilme nachnominieren.
Die Grimme-Preisträger gibt das Institut dann am 15. Märzin Düsseldorf bekannt. Die Gala mit der Übergabe folgt am 31. März imStadttheater von Marl.