53. Frankfurter Buchmesse 53. Frankfurter Buchmesse: Terrorismus in USA wirft Schatten

Frankfurt/Main/dpa. - Zur größten Buchmesse der Welt werden vom 10. bis 15. Oktober inFrankfurt rund 300 000 Bücherfreunde erwartet. Knapp 7000 Verlageaus 105 Ländern wollen auf 2000 Veranstaltungen mehr als 400 000gedruckte und elektronische Produkte rund um Buch und Comicpräsentieren. Mittlerweile bietet ein Drittel aller Ausstellerelektronische Produkte wie E-Books, Software oder CD-ROMs an. Einweiterer Schwerpunkt in diesem Jahr ist die Reihe «Frankfurt inCrime» mit Lesungen und Diskussionen bekannter Krimiautoren.
Sollten Angriffe vor oder während der Messe geflogen werden,rechne er mit Reaktionen von Schriftstellern und Verlagen oder auchProtestkundgebungen, sagt Rudolf. «Aber wir wollen keineSchwarzmalerei betreiben. Ich bin überzeugt, dass es eine friedlicheMesse wird.» Die Anschläge auf das New Yorker World Trade Center unddas Pentagon schüren allerdings bei ihm wie bei manchen Verlagen dieSorge vor Trittbrettfahrern und Unruhestiftern. Die Buchmesse hatdaher die Zahl der Sicherheitsbeamten verdoppelt und dieSicherheitsvorkehrungen verschärft. Besucher müssen an den Eingängenmit Taschenkontrollen rechnen.
Die Buchmesse wolle sich von den «feigen Terror-Anschlägen nichtin die Knie zwingen lassen», lautete Rudolfs Begründung, die Messenicht abzusagen. In der Buchwelt herrsche nach den Attentaten dieÜberzeugung «Jetzt erst recht». Bisher hat nur etwa ein halbesDutzend kleinerer US-amerikanischer Verlage abgesagt. AfghanischeAussteller sind auf der Messe ohnehin nicht vertreten. Zwar wirderstmals der Kölner Taschen Verlag nicht an der Messe teilnehmen,doch hat dessen Absage nichts mit den USA zu tun. Taschen sieht indem Messerummel keinen Sinn mehr, der Nutzen stehe in keinemVerhältnis zum Ertrag.
Mit Isabel Allende hat jedoch eine prominente Schriftstellerinihre Europa-Reise zur Buchmesse abgesagt. Sie habe angesichts derAttentate den Flug gescheut, hieß es bei Suhrkamp. Auch der VerlagGräfe und Unzer verzichtet wegen der Ereignisse in den USA auf seinealljährliche «Feinschmecker»-Party. Aus anderen Gründen gibt es indiesem Jahr weder den traditionellen großen Empfang bei Bertelsmannnoch den bei Heyne. Bertelsmann bittet nun bei kleinerenVeranstaltungen der Töchter Bertelsmann Club und der BuchsparteRandom House zu Tisch. Das Heyne-Fest geht nach dem Verkauf anSpringer im Empfang der Gruppe Ullstein Heyne List auf.
Neu ist das äußere Erscheinungsbild der Messe: Das Geschehen istenger um den zentralen Platz, die Agora, gruppiert. Dank der neuenHalle 3 und einer veränderten Hallenaufteilung wird die Messekompakter, die Wege werden kürzer. Das Gastland Griechenland ist mitetwa 70 Verlagen und 60 Autoren vertreten. Neben der Präsentation«Neue Wege nach Itkhaka» auf der Messe ist ein umfangreicheskulturelles Rahmenprogramm in der Stadt geplant. Eröffnet wird dieMesse am 9. Oktober von Bundeskanzler Gerhard Schröder und demgriechischen Staatspräsidenten Constantinos Stephanopoulos.
Einer der Messe-Höhepunkte ist am Messesonntag (14. Oktober) dieVerleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an JürgenHabermas. Laudator ist Jan Philipp Reemtsma. Ex-BundespräsidentRichard von Weizsäcker stellt mit dem EU-Beauftragten für gemeinsameAußen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, ein Buch über dieFriedenstruppe KFOR vor. Grünen-Politiker Cem Özdemir versucht sichals Entertainer mit einer verballhornten Fassung von «Romeo undJulia» in breitestem Schwäbisch. Hera Lind serviert Kostproben ausihrem neuen Roman, und Ralph Siegels neue Freundin Naddel machtWerbung für ihr Kochbuch.
Die Mitteldeutsche Zeitungveröffentlicht in Zusammenarbeit mit dem Kölner Stadtanzeiger am 10. Oktober eineBeilage zur Buchmesse.
