350 Jahre Oper in Halle 350 Jahre Oper in Halle: Indianertänze beim Jubiläum
Halle/MZ. - Vier Komponisten nämlich steuern ihre Stücke zu diesem Stück bei - und allen ist ihre Bindung an die hallesche Musikgeschichte gemeinsam. Zwar starb Samuel Scheidt bereits in jenem Jahr 1654, als mit Philipp Stolles "Hochzeit der Thetis" die erste Oper am Hof des Herzogs August von Sachsen erklang. Doch für die lokale Musikkultur war er ebenso wichtig wie David Pohle und Johann Philipp Krieger, die nun das Quartett der Barock-Paten vervollständigen.
Dass die hallesche Ur-Oper freilich abhanden kam, liefert nun den Anlass für das heitere Spiel: Gemeinsam mit dem Dramaturgen Volker Weiske hat Köhler ein Konzept erdacht, das den historischen Verlust mit Gewinn ausgleichen will. Neben Arien und Instrumentalstücken wird es dabei sogar Indianer-Tänze geben, wie sie im 17. Jahrhundert Mode waren - und die den Choreografen Ralf Rossa mit Sicherheit inspirieren werden.
Was im Einzelnen geschieht, will Köhler vor der Premiere am 6. November nicht verraten - lediglich das Konzept, dass die Inszenierung "nichts kosten darf und viel bringen soll". Diese Methode, weiß der viel beschäftigte Sänger, bewährt sich in Halle immer wieder und ist ein probates Gegenmittel zu den finanziellen Einschnitten, die auch das Opernhaus immer wieder treffen. Dass ein Regisseur deswegen allerdings gleich noch eine Hauptrolle übernimmt, wird wohl auch künftig die Ausnahme bleiben.
Axel Köhler plant genau dies für seine nächste hallesche Arbeit, die Benjamin Brittens "Sommernachtstraum" gelten soll und in der er für sich selbst die Partie des Oberon vorgesehen hat. Und damit er auch wirklich alle seine Talente pflegen kann, wird er in der kommenden Saison eine weltweit einzigartige Kombination wagen: In Ingomar Grünauers Oper über den halleschen Mathematiker Georg Cantor singt Axel Köhler nicht nur in seinen beiden Stimmlagen Bariton und Altus, er spielt darüber hinaus auch noch Violine. Dass der Komponist ihm diesen klangvollen Dreisatz auf den Leib geschrieben hat, steht außer Frage. Ebenso wie die Tatsache, dass er damit die Wiederaufführungs-Chancen für das Auftragswerk des Opernhauses Halle drastisch gesenkt hat.
Für den Künstler Köhler freilich sind Herausforderungen ein Vergnügen, wie sich auch in der Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Christian Thielemann und dem Regisseur Dieter Dorn gezeigt hat. Mit diesem prominenten Team erarbeitete er im vergangenen Jahr Hans Werner Henzes Oper "L'Upupa und der Triumph der Sohnesliebe" für die Salzburger Festspiele. Und nach seiner November-Premiere wird er dieses Werk nun in Madrid singen - immer auf dem Sprung, aber mit einem Standbein in Halle.
Axel Köhler zählt am Samstag zu den Gästen des MZ-Forums "Halle verändert - Halle verändern", das im Rahmen des Kulturwochenendes um 16 Uhr in der Theatrale beginnt.